Heft 
(1956) 4
Seite
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ALBERT HOPPE

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Um den Roland von Perleberg hat sich schon manches getan. Unsere Zeit­schrift berichtete ausführlich über seinen Lebenslauf und über das, was ihm in den Vierhundert Jahren, die er da oben auf seinem Sockel als Wächter der Stadt und als Hüter der Ordnung verbrachte, alles über den Weg lief. Auch darüber ist berichtet worden, wie die Jungen, die zwischen seinen Beinen Versteck spielen, mit ihren Füßen beim Hinaufklettem die Figuren und das Rankwerk des Sockels immer mehr beschädigen, so daß kaum noch etwas von ihrem Sinn zu erkennen ist, und wie auch die Radfahrer, die immer gedankenlos ihr Fahrzeug an den dürch sein Alter nicht mehr so ganz widerstandsfähigen Sandstein lehnen, dies Zerstörungswerk voll­enden helfen.

Die Stadtväter haben sich im Verein mit den Mitgliedern des Museums­ausschusses und zusammen auch mit der staatlichen Denkmalspflege Ge­danken darüber gemacht, wie diesem Übel zu steuern sei. Es wurde vor­geschlagen, eine handgeschmiedete, nicht zu hohe Eisenumwehrung um den Roland zu stellen, die in ihrer Ausführung so gehalten sein sollte, daß sie gleichzeitig ein schmückender und kunsthandwerklich wertvoller Rahmen für das alte Symbol unserer Stadt sein sollte. Ein diesbezüglicher Entwurf war in unserer Heimatzeitschnft abgebildet. Doch da kamen die Bedenken. Wenn andere Städte eine solche Lösung gefunden hätten, so brauchten wir dem nicht zu folgen, denn der Roland sei ein Symbol der Freiheit! Der Freiheit von Feudalherrschaft und fremdständischer Rechtsprechung, der Freiheit von Gewaltsanmaßungen, die von außerhalb der Stadtmauern kamen, der Freiheit eben, die überall da herrsche, wo nicht brutale Macht und Willkür regieren, sondern Gesetz und Ordnung! Wie denn auch der älteste der noch vorhandenen deutschen Rolande, der von Bremen, ganz klar und deutlich die Losung auf seinem Schilde zu stehen habe:Vry- heit do ick ju openbar . . .! So ginge es doch wohl nicht an, daß man dieses Symbol der Freiheit hinter ein Gitter stecke!

Ja, aber was nun? Wie nun den Roland schützen, und wie der stetigen weiteren Zerstörung Einhalt gebieten? Endlich kam man auf die erlösende Idee. Die Stadtpolizisten als Hüter der Ordnung hätten von jeher, wie manche Überlieferung beweist, ein wachsames Auge audi für den Roland gehabt, schon aus Sympathie für ihn, weil er ja in gleicher Berufsaufgabe

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