Heft 
(1957) 10
Seite
300
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auf die Seen da unten, auf den Borker-, den Salz- und schließlich den langen Ober-See. Am Südende des letzten, beim malerischen Stolpe, queren wir die Senke und freuen uns an der Schar der vielen Natur- und Heimat­freunde, die sich hier tummelt und sich an dem sommerlichen Zauber von Wald und Wasser erfreut.

Uber den Wiesengrund der Jägelitz hinweg schauen wir auf K y r i t z. Wir hören von dem durch die Plothos 1237 verliehenen Stadtrecht, von der Schaffung der Stadtbefestigung, die der Bassewitz vergeblich zu stürmen versuchte, vom Schicksal des Barfüßer-Klosters. Wir stehen am Denkmal von Schulze und Kersten, die 1807 der Willkür der Fremdherrschaft zum Opfer fielen, wir schauen den vorbildlichen Neubau einer großen Stadt­schule, die Stärkefabrik, die Lehrerbildungsanstalt, das Gebäude der Kreis­verwaltung. Auf dem Marktplatz erfreuen uns alte Giebelhäuser. Das Rathaus wird gewürdigt, und die mächtige Eiche erregt mit Recht ge­bührende Bewunderung. Sie hat sich hier frei und nicht eingezwängt in ganzer Stattlichkeit und Breite entfalten können und ist so ein schöner Schmuck des Stadtzentrums.

Abschluß und Höhepunkt des Besuches in Kyritz ist der Gang zur Marien­kirche. Diese spiegelt in ihren Bauabschnitten auch die Entwicklung der Stadtgeschichte wieder und führt vom alten Feldsteinbau des Turmes über Gotik und Renaissance und Barock des Kircheninnern zur Neuzeit. Jeder Zeitabschnitt hat auch hier seine Zeichen geprägt, und die Vergänglichkeit der Menschen und ihrer Zeitalter wird gemildert durch die Hinterlassen­schaft ihrer geistigen und handwerklichen Schöpfungen. Andächtig lauschen wir, als von der Orgel her zunächst zart und weich und dann immer mehr anschwellend die Töne der mehr als 2000 Flöten derKönigin der Instru­mente durch das weite und hohe Kirchenschiff schweben und klingen, als unter der Meisterhand des langjährigen Organisten all die vielen Register und Klangfärbüngen sich nacheinander vorstellen und als dann schließlich diese kleine für uns vorbereitete Feierstunde dermusica sacra in den wuchtigen Sätzen eines Chorals und in dem munteren Dahinperlen der Harmonien einer Fuge von Johann Sebastian Bach endet.

Vom hohen Dach der vielhundertjährigen Kirche schaut beim Abschied das Idyll der Storchenfamilie in ihrem breiten Nest zu uns herunter und lockt die Gedanken hinüber von den Stätten der Geschichte zu den Freuden und Schönheiten der Natur. So trägt uns dann der Bus, vorbei an schmucken Neubaueigenheimen am Stadtrand, hinunter zum waldumsäumten Un­ter s e e. Wir steigen an der Landungsbrücke über zum bereitstehenden Motorboot und stechen bei strahlendem Sonnenschein frohgemut in See. Bootshäuser, Angler, Paddler, Zelte am hohen Ufer und frohe Menschen im Wasser geben dem Auge Freude und Unterhaltung. Ruhig gleiten im leisen Sommerwind die Boote mit den weißen Segeln über die blanke Wasserfläche. Die Haubentaucher äugen neugierig nach uns und verschwin-