ALBERT HOPPE
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Wer ein Haus baut und es mit Liebe tut, versucht, ihm etwas Eigenes zu geben. Sei es schlicht durch den Namen des' Erbauers mit Jahreszahl, sei es in einem schmückenden Schlußstein über der Tür mit verschlungenen Initialen, sei es in einer kunstvollen Wetterfahne, sei es in einem schönen Spruchbalken! Wie oft stehen wir besonders gern vor solch einem alten Hausbalken. Wir betrachten dieses Zeugnis des Erbauers und freuen uns an Form und Sinn. Wir freuen uns aus unserem Heimatgefühl heraus, wenn da steht:
Nord un Süd — de Welt is wiet,
Ost un West — to Hus am best!
Wir freuen uns auch dann, wenn der Inhalt des Spruchbalkens vielleicht ein wenig betrüblich ist:
Das Bauen ist eine Lust, doch hätt’ ich das gewußt, daß es mich so viel kust’t, hätt’ ich euch was gehust’t!
Wir freuen uns sogar, wenn der Spruchbalken uns als den Betrachter reichlich grob anläßt:
Ich Aff
steh hier und gaff.
Dieweil ich hier tu stehn, könnt’ ich auch weitergehn!
Ja, wir freuen uns selbst dann noch, wenn wir, wie am alten Giebelhaus Großer Markt 4 in Perleberg, nach dem Entziffern des sinnvollen Spruchinhalts gewissermaßen als Schlußpunkt von einem Menschenantlitz weit
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