KARL JAHN, WUSTERHAUSEN/DOSSE
Aus der wirtschaftlichen Entwicklung Wusterhausens
An der verkehrsreichen Berlin—Hamburger Chaussee träumt Wusterhausen als kleines, unbedeutendes Landstädtchen, von einstigen großen Tagen. Hier fand damals eine von Lübeck und Rostock nach Süden führende Handelsstraße den Übergang über die Dosse, die bis zu dieser Stelle schiffbar war. Aus dem über Land- und Wasserstraße ziehenden Handel erwuchs der jungen Siedlung ein gewisser Wohlstand. Der Geschichtsschreiber Bekmann berichtet darüber: „Ehedem hat unstreitig die handlung zur nahrung ein großes beigetragen, da die Dosse noch ... bis an den ort in der Stat schifbar gewesen, wo man doch die merkmahle der anlandung und die einem kleinem hafen ähnliche anfuhrt siehet, auch versunkene mühlsteine, die daselbst ausgeladen worden; wie dann der ort auch noch jetzt die „Schiffahrt“ heißt. Es hat also hierdurch der handel auf die havel und die elbe, Spree und Oder, nach Hamburg, Magdeburg, Berlin und anderen örtern einen freien weg gehabt, wodurch auch die verkehr mit den tüchern nach norden hin unterhalten worden.“
Infolge des günstigen Wasserweges wurde in Wusterhausen eine Salzniederlage errichtet. Das Salz kam wahrscheinlich aus dem Lüneburgischen in Schiffen auf Ilmenau, Elbe, Havel und Dosse in den damaligen Hafen, von dem nur der Name Schiffahrt erhalten blieb. Bohlen der Hafenanlage fand man noch, als 1933 der Platz neu gepflastert wurde. Vom Hafen führte ein breiter Graben zum Zollhaus, das an der Ostseite des Platzes lag. Von hier wurde das Salz mit Fuhrwerken abgeholt. Nordwärts beförderte man das Salz vermutlich auf dem Wasserwege weiter über Klempowsee, Ban- tikower und Stolper See zum Salzsee. Wie wäre sonst der eigenartige Name dieses Sees zu erklären! In weitem Umkreis durften die Bauern ihr Salz nur aus Wusterhausen holen. Im Osten reichte dieses Salzmonopol bis an die Temnitz.
Der Salzhandel brachte den Wusterhausenern reichen Gewinn. Außerdem wurde für die Ware Zoll erhoben, der auch in den Stadtsäckel floß. Eigentlich stand er dem Markgrafen von Brandenburg als dem Herrn der Stadt zu. Markgraf Waldemar aber hatte von der Stadt erhebliche Summen geborgt, die er nicht zurückzahlen konnte. Um die drängenden Bürger zu befriedigen, verpfändete er ihnen um 1317 die Zollgerechtigkeit.
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