Heft 
(1958) 3
Seite
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ANGELIKA MOSER, DALLMIN

DALLMIN

einst und jetzt

Denke ich an meinen Wohnort Dallmin und seine für einen Marktflecken immerhin interessante Entwicklung, so kommt mir ein Vers von Johannes Trojan in den Sinn:

Heimatland, sei es Moor und Strand oder Fels und Sand, es ist daraus etwas zu gewinnen, wenn mans anschaut mit rechten Sinnen.

Geht man nun den Spuren des geschichtlichen Geschehens nach, so findet man manches Interessante, Wissenswerte und Neue, das zu Verständnis und Liebe gegenüber der heimatlichen Umwelt führt. Da erhebt sich aus dem Dunkel der Geschichte die Landschaft zwischen Löcknitz und Karwe. Viele Schätze haben hier die Altertumsforscher schon aus dem Boden gehoben. Wir bewundern noch heute die schön gebrannten und gutgeform­ten Urnen und Schalen der jüngeren Steinzeit, all die Werkzeuge fleißiger Menschen aus früheren Zeiten. Denn in dieser Epoche war der Platz, an dem das heutige Dallmin liegt, bereits besiedelt. Davon zeugen ein 2 Kilo­meter langes Urnenfeld, das man an der Westseite des heutigen Dorfes fand, und eine Leichenverbrennungsstätte, die allerdings schon längere Zeit zerstört ist. Wer mögen die Menschen gewesen sein, die diese Spuren zurückgelassen haben? Wie mögen sie gelebt haben? Wir wissen es nicht und werden es wohl auch nie erfahren. Nur die gefundenen Urnen, Stein­beile und -meißel, Bronze- und Eisennadeln, stumme Zeugen einer längst vergangenen und vergessenen Zeit, können wir heute noch betrachten. Da hält man vielleicht eine der altersgeschwärzten Urnen, wie sie heute noch in der Schule aufbewahrt werden, in der Hand und fragt sich, wer mag sie benutzt haben? Was für ein Mensch hielt sie einmal froh als gelungenes Werk in den Händen? Fremder Mensch aus vergangenen Zeiten, der du einst über die gleiche Flur wie wir gingst, du und dein Werk, ihr gehört zur Heimat!

Als Einzelwesen ist uns aus jener Zeit noch niemand bekannt, doch wissen wir, daß alle in so früher Zeit hier Ansässigen Germanen waren, slawi­schen Ursprungs war keiner von ihnen. Schon in früherer Zeit sind den Menschen in dem Tal der Löcknitz Blutvergießen, Leid und Tränen nicht erspart geblieben. Zur Zeit der Völkerwanderung wird das Gebiet und auch die alte germanische Siedlung Dallmin von den Wenden besetzt. Und nun ist es erschütternd zu sehen, wie früh in der Geschichte der unselige Rassenhaß emporlodert. Er trifft mit aller Schärfe die wendischen Bewoh­ner des Gebietes. Noch sind keine tausend Jahre seit der Zeitenwende ver-

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