Heft 
(1958) 3
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gangen, da dringen die Sachsen ein und nehmen das Land in Besitz. Alte Sagen klingen herüber und geben Kunde von harten Kämpfen und großem Leid aus jener Zeit. Durch die Kriege fast entvölkert, bleibt das Land zurück. Es braucht Menschen. Sie kommen aus den volkreichen Gebieten des Westens zu einer Landnahme großen Stils. Auch das Land an der Löcknitz wird besiedelt, und Dallmin, die uralte Siedlung, beginnt, den Charakter eines Dorfes anzunehmen.

Es ist schwer zu sagen, wie der Ort zu seinem Namen kam. Darüber gibt es verschiedene Ansichten. Glauben wir den Wissenschaftlern, so entstand Dallmin ausDolmen, der Bezeichnung für die mit einem Deckstein ver­schlossenen Einzelgräber der Steinzeit. Sicher wird diese Art der Begrün­dung die richtige sein, doch hat sich im Volk eine Sage lebendig erhalten, in der es sich die Entstehung des Namens auf seine Art deutet : Der Kur­fürst von Brandenburg veranstaltete einst mit seinen Rittern eine Jagd. Zur Nacht schlugen sie ihre Zelte auf dem bei Dallmin gelegenen Galgen­berg auf. Die Ritter hatten sich mit der Wache abzulösen. Im Morgen­grauen stürzte sich plötzlich ein Wolf in das Zelt des Kurfürsten, der dadurch in arge Bedrängnis geriet. Da der herbeieilende Ritter von Winter­feld mit seinem Speer den Kurfürsten hätte verletzen können, packte er den Wolf mutig mit den Armen und erwürgte ihn. Zum Dank für diese Tat forderte der Kurfürst v. Winterfeld auf, sich etwas als Lohn zu wün­schen. Dieser blickte in das vor ihm liegende Tal und sprach:Dit Dal min! Die Bitte wurde gewährt und Name und Ort Dallmin waren entstanden.

Im Wappen von Dallmin sind ein Wolf und eine Roggengarbe zu finden, das Zeichen des Winters und das des Feldes.

Dieser Sage dürfen wir keinen vollen Glauben schenken, denn zu der Zeit, in der es in Deutschland die ersten Kurfürsten gab, bestand der Ort längst. Andere meinen allerdings, von Winterfeld habe nur, vom Galgenberg auf seinen Besitz weisend, gesagt:Dat is all min!Trauen wollen wir beiden nicht, aber doch ist in der Sage ein wahrer Kern enthalten, nämlich der Hinweis auf den Ritter von Winterfeld im Zusammenhang mit Dallmin. Unser Ort Dallmin war in alten Zeiten der Stammsitz des Geschlechtes derer von Winterfeld. Sie treten 1329 erstmalig als Besitzer von Neuhausen, Dallmin, Stesow und der Burg Lobeke auf. Dieses Geschlecht ist nicht spurlos untergegangen. Im Dallminer Park finden wir die Spuren ihrer Burganlage. Dort erhebt sich ein größeres Plateau, umgeben von Graben und Wall. Darauf hatten sie ihre sicher recht feste und wehrhafte Burg erbaut. Wehrhaft mußte sie auch unbedingt sein, und nicht umsonst wird man sich viel Mühe mit ihrem Bau gegeben haben. Lag Dallmin doch hart an der Grenze zwischen der Kurmark und Mecklenburg und hatte viele blutige Kämpfe zu bestehen, denn die Mecklenburger und Lauenburger Herzoge scheinen recht streithaft gewesen zu sein. Jahrzehntelang tobte dort der Kampf, so daß man in Dallmin gezwungen war, sich mehrere

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