„Burgen“ zu bauen, die freilich nicht sehr stattlich und nur primitiv befestigt waren. Aber doch erfüllten sie ihren Zweck und boten den Dorfbewohnern einen Unterschlupf, wenn der Feind ins Land fiel.
So war der an der Grenze ansässige Adel in der Mark von besonderer Bedeutung, und es ist nicht weiter verwunderlich, wenn auch die von Winterfelds vom Kurfürsten mit besonderen Privilegien ausgestattet wurden. Ferner ist es erklärlich, daß sie, auf die der Kurfürst angewiesen war, sich einige Freiheiten herausnahmen, die nicht jeder gewagt hätte. So kam es, daß oft Streitigkeiten mit den Nachbarn vorkamen, zumal man es damals für sein gutes Recht hielt, auf eigene Faust Kampf und Streit zu beginnen. Auf diese Art kam es auch zu dem Ereignis, das in der Geschichte als Dallminer Fehde bekannt ist. Sie wurde im Jahre 1444 ausgetragen.
In jener Zeit war Heyne von Winterfeld Oberhaupt der alten Ritterfamilie. In seiner Hand befand sich Dallmin, die Grenzburg der Kurlande.
Es geschah im Winter, daß ein Perleberger Bürger, Hans Hutenberg, durch Dallmin zog. Er schien sich als Hausierer zu betätigen, brachte Nachrichten aus Perleberg und anderen Orten mit und war sicher auch gern bereit, Briefe nach dorthin mitzunehmen. Aus der Stadt brachte er diesmal einen Brief mit, den er auf der Burg abgeben sollte. Absender war ein auswärtiges, nicht märkisches Gericht, das einen von Heyne von Winterfelds Leuten zu einem Termin lud. Die Ursache war nichtig, und der Schuldige hatte auch nie Furcht gezeigt, da er glaubte, er werde beim zuständigen märkischen Gericht verklagt. In solchem Falle wäre Heyne von Winterfeld sein Richter geworden, den er nicht zu fürchten hatte. Es war damals nicht üblich, den angeblich Schuldigen bei einem für ihn nicht zuständigen Gericht zu verklagen, und es ist verständlich, daß Heyne von Winterfeld, der vorgeladene Dallminer und seine Gemeindegenossen sehr ergrimmten. Nicht verständlich ist aber die Art, in der sie ihrem Zorn Luft machten. Sie überfielen den armen Hans Hutenberg, der von der von ihm überbrachten Hiobsbotschaft vielleicht gar nichts ahnte, zogen ihn nackt aus, geißelten und verprügelten ihn jämmerlich, um ihn dann nach Perleberg zurückzuschicken. Dort waren die Bürger mit Recht sehr erzürnt und forderten von Heyne von Winterfeld Genugtuung, die dieser jedoch verweigerte. Nun griff man in Perleberg zur Selbsthilfe, bewaffnete sich gründlich und zog nach Dallmin. Dort umstellten sie die Winterfeldsche Burg und versuchten noch einmal, ihren Besitzer zum Nachgeben zu bewegen. Doch umsonst sicherten ihm die wackeren Perleberger Leib und Leben zu, er war zu keinen Verhandlungen bereit. Da berannten die Städter die feste Burg und versuchten lange vergeblich, sie mit den mitgebrachten Waffen zu zerstören. Nur durch Abschießen von Brandpfeilen war es möglich, Heyne zum Aufgeben seiner Stellung zu zwingen. Er und der junge Adlige Friedrich von Klitzing, der in Dallmin das Kriegshandwerk lernen seilte, wurden sofort gefangen^nommen, mit nach Perleberg
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