Heft 
(1958) 3
Seite
76
Einzelbild herunterladen

geschleppt und dort in tiefem Turmgewölbe in Ketten geschlossen, wäh­rend in Dallmin die alte Grenzfeste der Mark verbrannte. Doch sollte sich Perleberg nicht allzulange seines Erfolges freuen. Seine Bürger sahen bald an allen Toren Absagebriefe der angesehensten Geschlechter der Prignitz kleben. Die Familien von Rohr, von Quitzow, von Kapenhengst, von Plate, von Velerogge und andere fanden es höchst unziemlich, daß ein Vertreter einer so angesehenen Familie wie der von Winterfeld so behandelt wurde, wie es höchstens einem Wegelagerer zustand. Daher befand sich die Stadt in einer recht mißlichen Lage und wandte sich in ihrer Not an den Kur­fürsten, der am 22. März 1444 persönlich in Perleberg zur Verhandlung erschien. Er ließ H. v. Winterfeld aus dem Gefängnis holen, verwarnte ihn und gebot ihm, dem geschädigten Hans Hutenberg Bußgelder zu zahlen. Sodann mußten Stadt und Ritter gegenseitig Urfehde schwören, das heißt, schwören, daß sie von jeder Rache absehen wollten. So war der Friede im Lande gesichert und ein Unrecht gut gemacht worden.

Die von Winterfeld behielten Dallmin als Stammsitz bei. In der von ihnen um 1380 erbauten Kirche, die heute noch unverändert und fest steht, finden wir ein Bild mit der UnterschriftDetlew von Winterfeld, Kur­fürstlich Brandenburgischer Geheimer Rat, Landvogt der Neumark, Johan- niter-Ordens-Kommendator in Schievelbein, Herr auf Dallmin, Sandow und Trebützow, 15471611. Detlew von Winterfeld spielte zu damaliger Zeit als Gesandter an verschiedenen europäischen Höfen in der Geschichte Brandenburgs eine bedeutende Rolle. So nimmt es uns gar nicht wunder, daß unter seiner Herrschaft der Ort Dallmin eine ständige Förderung erfuhr und bald nicht mehr als Dorf, sondern als Marktflecken bezeichnet wurde, in dem auch große Märkte abgehalten wurden. Kein Wunder also, daß die. Erinnerung an jenes Geschlecht sich bis auf den heutigen Tag er­halten hat, obwohl es im Jahre 1797 in der männlichen Linie ausstarb und sein in unserem Ort gelegener, zum großen Rittergut herangewachsener Besitz in fremde Hände überging.

In bunter Reihenfolge wechselten nun die Besitzer. Ob sie den Bauern das Leben auf ihren Höfen leicht gemacht haben? Wer weiß das! Zunächst übernahm das Anwesen ein Ritter des Johanniter-Ordens, der holländische Deichhauptmann von Jagow, nach ihm sein Sohn, der königliche Major a. D. Friedrich Wilhelm von Jagow, bis auch dieses Geschlecht im Jahre 1879 ausstarb. Und wieder mußte das Gut verkauft werden. Der Name des neuen Besitzers und seiner Nachfolger war für Dallmin von einiger Bedeutung, es war der Generalinspektor der Artillerie Theophilus von Podbielski. Lange sollte er sich seines Besitzes nicht erfreuen, starb er doch schon im gleichen Jahr, in dem er den Kauf vollzog. Nunmehriger Herrscher über Dorf und Gut Dallmin wurde der später in weiten Kreisen bekannte Generalleutnant ä suite des Husarenregiments, Staatssekretär und Minister für Landwirtschaft und Forst Viktor von Psdbielski. Von

76