Heft 
(1958) 3
Seite
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FRANZ SCHULZ-SCHLEUSENAU

Das Geheimnis von Perleberg

Historische Novelle

Fortsetzung

Gelegentlich einer Korrespondenz mit dem preußischen Geschäftsträger in London stellte es sich heraus, daß die Behörden in Berlin und Perleberg einer Mystifikation zum Opfer gefallen waren.

Weder war von der englischen Regierung in der Angelegenheit Bathursts ein Spezialkommissar nach Perleberg geschickt, noch ist jemals wieder das Gepäck zum Vorschein gekommen.

Die Internierung Fischers auf einen bloßen Verdacht hin ließ sich nicht länger aufrechterhalten. Auf Grund einer Verfügung des Gouvernements Berlin setzte ihn Klitzing in Freiheit.

Einige Tage nach Fischers Abreise fand der rührige Perleberger Bürger­meister Stappenbeck in demBerliner Fremden-Anzeiger die Notiz, daß in Berlin einKaufmann Krüger aus Perleberg angekommen sei. Da es in dem von ihm betreuten Gemeinwesen keinen Kaufmann dieses Namens gab, meldete er schleunigst dem Berliner Polizeipräsidium, daß hier ein Betrug vorläge.

Umgehend erhielt er von dem Polizeipräsidenten Grüner ein Dankschrei­ben des Inhalts, daß die Angelegenheit ihre Richtigkeit habe. Man sei über die Persönlichkeit orientiert. Der von dem Kommandanten von Per­leberg mit einem Paß verseheneKaufmann Krüger sei in Wirklichkeit ein gewisserFischer.

*

In den Tuilerien tat Lady Bathurst einen Fußfall vor Napoleon. Der Kaiser war bestürzt. Er hob die Dame auf und sprach herzlich auf sie ein. Man mußte den Eindruck gewinnen, er persönlich stehe dem Verbrechen von Perleberg fern. Überdies verpfändete er sein kaiserliches Wort, daß ihm die Ermordung des Diplomaten unbekannt sei und versprach Lady Bathurst, die Nachforschungen nach ihrem Gemahl nach Kräften zu för­dern.An einem Kaiserwort soll man nicht drehen noch deuteln.

Von französischen und preußischen Behörden unterstützt, stellte die Familie Bathurst an Ort und Stelle Ermittlungen an. Auf dem Bankhause Schick-

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