FRANZ SCHULZ-SCHLEUSENAU
Das Geheimnis von Perleberg
Historische Novelle
Fortsetzung
Gelegentlich einer Korrespondenz mit dem preußischen Geschäftsträger in London stellte es sich heraus, daß die Behörden in Berlin und Perleberg einer Mystifikation zum Opfer gefallen waren.
Weder war von der englischen Regierung in der Angelegenheit Bathursts ein Spezialkommissar nach Perleberg geschickt, noch ist jemals wieder das Gepäck zum Vorschein gekommen.
Die Internierung Fischers auf einen bloßen Verdacht hin ließ sich nicht länger aufrechterhalten. Auf Grund einer Verfügung des Gouvernements Berlin setzte ihn Klitzing in Freiheit.
Einige Tage nach Fischers Abreise fand der rührige Perleberger Bürgermeister Stappenbeck in dem „Berliner Fremden-Anzeiger“ die Notiz, daß in Berlin ein „Kaufmann Krüger aus Perleberg“ angekommen sei. Da es in dem von ihm betreuten Gemeinwesen keinen Kaufmann dieses Namens gab, sö meldete er schleunigst dem Berliner Polizeipräsidium, daß hier ein Betrug vorläge.
Umgehend erhielt er von dem Polizeipräsidenten Grüner ein Dankschreiben des Inhalts, daß die Angelegenheit ihre Richtigkeit habe. Man sei über die Persönlichkeit orientiert. Der von dem Kommandanten von Perleberg mit einem Paß versehene „Kaufmann Krüger“ sei in Wirklichkeit ein gewisser „Fischer“.
*
In den Tuilerien tat Lady Bathurst einen Fußfall vor Napoleon. — Der Kaiser war bestürzt. Er hob die Dame auf und sprach herzlich auf sie ein. Man mußte den Eindruck gewinnen, er persönlich stehe dem Verbrechen von Perleberg fern. Überdies verpfändete er sein kaiserliches Wort, daß ihm die Ermordung des Diplomaten unbekannt sei und versprach Lady Bathurst, die Nachforschungen nach ihrem Gemahl nach Kräften zu fördern. „An einem Kaiserwort soll man nicht drehen noch deuteln.“
Von französischen und preußischen Behörden unterstützt, stellte die Familie Bathurst an Ort und Stelle Ermittlungen an. Auf dem Bankhause Schick-
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