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Deutsche Rundschau.
Vorging, und würde sich ein Vergnügen daraus gemacht haben, ihn zu necken, wenn nicht in eben diesem Momente — das Eis wurde schon herumgereicht — der Commerzienralh an das Glas geklopft und sich, um einen Toast auszubringen, von seinem Platz erhoben hätte: „Meine Herren und Damen, liuäios anck Oentlomon ..."
„Ah, das gilt Ihnen," flüsterte Corinna Mr. Nelson zu.
„. .. Ich bin," suhr Treibel sort, „an dem Hammelrücken vorübergegangen und habe diese verhältnismäßig späte Stunde sür einen meinerseits auszubringenden Toast herankommen lassen — eine Neuerung, die mich in diesem Augenblicke sreilich vor die Frage stellt, ob der Schmelzezustand eines roth- und Weißen Panachä nicht noch etwas Vermeidenswertheres ist, als der Hammelrücken im Zustande der Erstarrung ..."
„Ob, rvonckertullv ssoock ..."
„. . . Wie dem aber auch sein möge, jedenfalls gibt es zur Zeit nur ein Mittel, ein vielleicht schon angerichtetes Uebel auf ein Mindestmaß herabzudrücken : Kürze. Genehmigen Sie denn, meine Herrschaften, in Ihrer Gesammt- heit meinen Dank sür Ihr Erscheinen, und gestatten Sie mir des Ferneren und im besonderen Hinblick aus zwei liebe Gäste, die hier zu sehen ich heute zum ersten Male die Ehre habe, meinen Toast in die britischerseits nahezu geheiligte Formel kleiden zu dürfen: ,on our arin^ anä nav^/ auf Heer und Flotte also, die wir das Glück haben, hier an dieser Tafel, einerseits (er verbeugte sich gegen Vogelfang) durch Berus und Lebensstellung, andererseits (Verbeugung gegen Nelson) durch einen weltberühmten Heldennamen vertreten zu sehen. Noch einmal also: ,our arm^ anä navzB Es lebe Lieutenant Vogelfang, es lebe Mr. Nelson."
Der Toast fand allseitige Zustimmung, und der in eine nervöse Unruhe geratene Mr. Nelson wollte sofort das Wort nehmen, um zu danken. Aber Corinna hielt ihn ab, Vogelfang sei der ältere und würde vielleicht den Dank sür ihn mit aussprechen."
„Ob, no, no, Fräulein Corinna, not bo . . . not 8ueb an uZI/ olck t'eUo^v . . . ploaso, looü nt bnn," und der zapplige Heldennamensvetter machte wiederholte Versuche, sich von seinem Platze zu erheben und zu sprechen. Aber Vogelfang kam ihm wirklich zuvor, und nachdem er den Bart mit der Serviette geputzt und in nervöser Unruhe seinen Wasfenrock erst auf- und dann wieder zugeknöpft hatte, begann er mit einer an Komik streifenden Würde: „Meine Herren. Unser liebenswürdiger Wirth hat die Armee leben lassen und mit der Armee meinen Namen verknüpft. Ja, meine Herren, ich bin Soldat . . ."
„Ob, tor 8bumo!" brummte der über das wiederholte „meine Herren" und das gleichzeitige Unterschlagen aller anwesenden Damen aufrichtig empörte Mr. Nelson, „ob, tor 8bamo," und ein Kichern ließ sich allerseits hören, das auch anhielt, bis des Nedners immer finsterer werdendes Augenrollen eine wahre Kirchenstille wiederhergestellt hatte. Dann erst fuhr dieser fort: „Ja, meine Herren, ich bin Soldat . . . Aber mehr als das, ich bin auch Streiter im Dienst einer Idee. Zwei große Mächte sind es, denen ich diene: Volksthum und Königthum. Alles Andere stört, schädigt, verwirrt. Englands Aristokratie,