Heft 
(1892) 70
Seite
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Frau Jenny Treidel.

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Nun sehen Sie, äsar Mr. Nelson, der Lette-Verein ist ein Verein oder ein Institut oder eine Schule sür weibliche Handarbeit. Ich glaube sogar nach englischem Muster, was noch ein besonderer Vorzug wäre."

Mt nt all; Om'mnn sellootZ nrs aCvav» to da pröwrrsä."

Wer Weiß, ich möchte das nicht so schroff hinstellen. Aber lassen wir das, um uns mit dem weit Wichtigeren zu beschäftigen, mit der Kunststopserei- frage. Das ist wirklich 'Was. Bitte, wollen Sie zunächst das Wort nach­sprechen ..."

Mr. Nelson lächelte gutmüthig vor sich hin.

Nun, ich sehe, daß es Ihnen Schwierigkeiten macht. Aber diese Schwierig­keiten sind nichts gegen die der Kunststopferei selbst. Sehen Sie, hier ist mein Freund Leopold Treibel und trägt, wie Sie sehen, einen untadeligen Rock mit einer doppelten Knopfreihe, und auch wirklich zugeknöpft, ganz wie es sich für einen Gentleman und einen Berliner Commerzienrathssohn geziemt. Und ich taxire den Rock auf wenigstens hundert Mark."

Ueberschätzung."

Wer weiß. Du vergißt, Marcell, daß es verschiedene Scalen auch aus diesem Gebiete gibt, eine für Oberlehrer und eine sür Commerzienräthe. Doch lassen wir die Preisfrage. Jedenfalls ein seiner Rock, prima. Und nun, wenn Wir aufstehen, Mr. Nelson, und die Cigarren herumgereicht werden ich denke. Sie rauchen doch werde ich Sie um Ihre Cigarre bitten und meinem Freunde Leopold Treibel ein Loch in den Rock brennen, hier gerade, wo sein Herz sitzt, und dann werd' ich den Rock in einer Droschke mit nach Hause nehmen, und morgen um dieselbe Zeit wollen wir uns hier im Garten wieder versammeln und um das Bassin herum Stühle stellen, wie bei einer Aufführung. Und der Kakadu kann auch dabei sein. Und dann werd' ich auftreten wie eine Künstlerin, die ich in der That auch bin, und werde den Rock herumgehen lassen, und wenn Sie, äear Mr. Nelson, dann noch im Stande sind, die Stelle zu finden, wo das Loch war, so will ich Ihnen einen Kuß geben und Ihnen als Sklavin nach Liver­pool hin folgen. Aber es wird nicht dazu kommen. Soll ich sagen leider? Ich habe zwei Medaillen als Kunststopferin gewonnen, und Sie werden die Stelle sicherlich nicht finden ..."

Oh, ich werde finden, no cloudt, I >vUI ünä UI entgegnete Mr. Nelson leuchtenden Auges, und weil er seiner immer wachsenden Bewunderung, passend oder nicht, einen Ausdruck geben wollte, schloß er mit einem in kurzen Aus­rufungen gehaltenen Hymnus auf die Berlinerinnen und der sich daran anschließen­den und mehrfach wiederholten Versicherung, daß sie äeeicislciv elsver seien.

Leopold und der Referendar vereinigten sich mit ihm in diesem Lob, und selbst Fräulein Honig lächelte, weil sie sich als Landsmännin mitgeschmeichelt fühlen mochte. Nur im Auge der jungen Frau Treibel sprach sich eine leise Verstimmung darüber aus, eine Berlinerin und kleine Professorstochter in dieser Weise gefeiert zu sehen. Auch Vetter Marcell, so sehr er zustimmte, war nicht recht zufrieden, weil er davon ausging, daß seine Cousine ein solches Hasten und Sich - in - Scenesetzen nicht nöthig habe; sie war ihm zu schade für die Rolle, die sie spielte. Corinna ihrerseits sah auch ganz deutlich, was in ihm