Heft 
(1892) 70
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Frau Jenny Treidel.

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die mir, von meinem Princip ganz abgesehen, auch persönlich widerstreitet, ver­anschaulicht eine solche Schädigung, eine solche Verwirrung; ich verabscheue Zwischenstufen und überhaupt die feudale Pyramide. Das sind Mittelalterlich - keilen. Ich erkenne mein Ideal in einem Plateau, mit einem einzigen, aber Alles überragenden Tie."

Die Ziegenhals wechselte hier Blicke mit Treibel.

. . Alles sei von Volkesgnaden, bis zu der Stelle hinaus, wo die Gottesgnadenschaft beginnt. Dabei streng geschiedene Machtbefugnisse. Das Gewöhnliche, das Massenhafte, werde bestimmt durch die Masse, das Ungewöhn­liche, das Große, werde bestimmt durch das Große. Das ist Thron und Krone. Meiner politischen Erkenntniß nach ruht alles Heil, alle Besserungsmöglichkeit in der Aufrichtung einer Royaldemokratie, zu der sich, soviel ich weiß, auch unser Commerzienrath bekennt. Und in diesem Gefühle, darin wir uns eins wissen, erhebe ich das Glas und bitte Sie, mit mir auf das Wohl unseres hochverehrten Wirthes zu trinken, zugleich unseres Gonfaloniere, der uns die Fahne trägt. Unser Commerzienrath Treibel, er lebe hoch!"

Alles erhob sich, um mit Vogelfang anzustoßen und ihn als Erfinder der Royaldemokratie zu beglückwünschen. Einige konnten als aufrichtig entzückt gelten, besonders das WortGonfaloniere" schien gewirkt zu haben. Andere lachten still in sich hinein, und nur drei waren direct unzufrieden: Treibel, weil er sich von den eben entwickelten Vogelsang'schen Principien praktisch nicht viel versprach, die Commerzienräthin, weil ihr das Ganze nicht fein genug vorkam, und drittens Mr. Nelson, weil er sich aus dem gegen die englische Aristokratie gerichteten Satze Vogelsang's einen neuen Haß gegen eben diesen gesogen hatte. 8tull ancl 1101186N80! äo68 l>6 Tno^v ot our nri8toeraev?" To bs suro,

Ü6 cio68'nt bolong' to it; tüat'8 all."

Ich weiß doch nicht," lachte Corinna.Hat er nicht 'was von einem Teer ok tlie Toalm?"

Nelson vergaß über dieser Vorstellung beinahe all' seinen Groll und bot Corinna, während er eine Knackmandel von einem der Tafelaufsätze nahm, eben ein Vielliebchen an, als die Commerzienräthin den Stuhl schob und dadurch das Zeichen zur Aufhebung der Tafel gab. Die Flügelthüren öffneten sich, und in derselben Reihenfolge, wie man zu Tisch gegangen war, schritt man wieder auf den mittlerweile gelüfteten Frontsaal zu, wo die Herren, Treibel an der Spitze, den älteren und auch einigen jüngeren Damen respectvoll die Hand küßten.

Nur Mr. Nelson verzichtete darauf, weil er die Commerzienräthina littls pomxous" und die beiden Hofdamena little riäieulous" fand, und begnügte sich, an Corinna herantretend, mit einem kräftigen8lmüinA lmnäs."

Viertes Capitel.

Die große Glasthür, die zur Freitreppe führte, stand auf; dennoch war es schwül, und so zog man es vor, den Kaffee draußen zu nehmen, die Einen auf der Veranda, die Andern im Vorgarten selbst, wobei sich die Tischnachbarn in kleinen Gruppen wieder zusammenfanden und weiterplauderten. Nur als sich