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Deutsche Rundschau.
„Wenn Du mit Corinna sprechen könntest."
„Nicht nöthig, Marcell. Durch Dreinreden stört man nur den natürlichen Gang der Dinge. Mag übrigens Alles schwanken und unsicher sein, Eines steht sest: der Charakter meiner Freundin Jenny. Da ruhen die Wurzeln Deiner Kraft. Und wenn Corinna sich in Tollheiten überschlägt, laß sie; den Ausgang der Sache kenn' ich. Du sollst sie haben, und Du wirst sie haben, und vielleicht eher, als Du denkst."
Achtes Capitel.
Treibet war ein Frühauf, wenigstens für einen Commerzienrath, und trat nie später als acht Uhr in sein Arbeitszimmer, immer gestiefelt und gespornt, immer in sauberster Toilette. Er sah dann die Privatbriefe durch, that einen Blick in die Zeitungen und wartete, bis seine Frau kam, um mit dieser gemeinschaftlich das erste Frühstück zu nehmen. In der Regel erschien die Räthin sehr bald nach ihm, heut aber verspätete sie sich, und weil der eingegangenen Briefe nur ein paar waren, die Zeitungen aber, in denen schon der Sommer vorspukte, wenig Inhalt hatten, so gerieth Treibet in einen leisen Zustand von Ungeduld und durchmaß, nachdem er sich rasch von seinem kleinen Ledersopha erhoben hatte, die beiden großen nebenangelegenen Räume, darin sich die Gesellschaft vom Tage vorher abgespielt hatte. Das obere Schiebefenster des Garten- und Eß- saales war ganz heruntergelassen, so daß er, mit den Armen sich auflehnend, in bequemer Stellung in den unter ihm gelegenen Garten hinabsehen konnte. Die Scenerie war wie gestern, nur statt des Kakadu, der noch fehlte, sah man draußen die Honig, die, den Bologneser der Commerzienräthin an einer Strippe führend, um das Bassin herumschritt. Dies geschah jeden Morgen und dauerte mal für mal, bis der Kakadu seinen Stangenplatz einnahm oder in seinem blanken Käsig ins Freie gestellt wurde, worauf sich dann die Honig mit dem Bologneser zurückzog, um einen Ausbruch von Feindseligkeiten zwischen den beiden gleichmäßig verwöhnten Lieblingen des Hauses zu vermeiden. Das Alles indessen stand heute noch aus. Treibel, immer artig, erkundigte sich, von seiner Fensterstellung aus, erst nach dem Befinden des Fräuleins — was die Commerzienräthin, wenn sie's hörte, jedesmal sehr überflüssig fand — und fragte dann, als er beruhigende Versicherungen darüber entgegengenommen hatte, wie sie Mr. Nelson's englische Aussprache gefunden habe, dabei von der mehr oder weniger überzeugten Ansicht ausgehend, daß es jeder von einem Berliner Schulrath examinirten Erzieherin ein Kleines sein müsse, dergleichen sestzustellen. Die Honig, die diesen Glauben nicht gern zerstören wollte, beschränkte sich daraus, die Correctheit von Mr. Nelson's u anzuzweiseln und diesem seinem u eine nicht ganz statthafte Mittelstellung zwischen der englischen und schottischen Aussprache dieses Vokals zuzuerkennen, eine Bemerkung, die Treibel ganz ernsthaft hinnahm und weiter ausgesponnen haben würde, wenn er nicht im selben Moment ein leises ins Schloß fallen einer der Vorderthüren, also muthmaßlich das Eintreten der Commerzienräthin, erlauscht hätte. Treibel hielt es auf diese Wahrnehmung hin für angezeigt, sich von der Honig zu verabschieden, und schritt wieder aus sein Arbeitszimmer zu, in das in der