Heft 
(1892) 70
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Deutsche Rundschau.

Ja, Leopold," fuhr Corinna fort, indem sie sich Plötzlich an ihren andern Tischnachbar wandte,da sitzen Sie nun und lächeln. Und warum lächeln Sie? Weil Sie hinter diesem Lächeln Ihre Verlegenheit verbergen wollen. Sie haben eben nicht jeneüoroieal couraZo", zu der sich cioar Mr. Nelson so bedingungslos bekannt hat. Ganz im Gegentheil. Sie haben sich aus Ihres Vaters Fabrik, die doch in gewissem Sinne, wenn auch freilich nur geschäftlich, die Blut- und Eisentheorie vertritt ja, es klang mir vorhin fast, als ob Ihr Papa der Frau Majorin von Ziegenhals etwas von diesen Dingen erzählt hätte Sie haben sich, sag' ich, aus dem Blutlaugenhof, in dem Sie verbleiben mußten, in den Holzhof Ihres Bruders Otto zurückgezogen. Das war nicht gut, auch wenn es Fernambukholz ist. Da sehen Sie meinen Vetter Marcell drüben, der schwört jeden Tag, wenn er mit seinen Hanteln umherficht, daß es aus das Reck und das Turnen ankomme, was ihm ein- für allemal die Heldenschaft bedeutet, und daß Vater Jahn doch schließlich noch über Nelson geht."

Marcell drohte halb ernst-, halb scherzhaft mit dem Finger zu Corinna hinüber und sagte:Cousine, vergiß nicht, daß der Repräsentant einer andern Nation Dir zur Seite sitzt, und daß Du die Pflicht hast, einigermaßen für deutsche Weiblichkeit einzutreten."

0, no, no," sagte Nelson:Nichts Weiblichkeit; guieü anä

elovor . . ., das is, Was Wir lieben an deutsche Frauen. Nichts Weiblichkeit. Fräulein Corinna is guito in tüs riM

Da hast Du's, Marcell. Mr. Nelson, für den Du so sorglich eintrittst, damit er nicht falsche Bilder mit in sein meerumgürtetes Albion hinübernimmt, Mr. Nelson läßt Dich im Stich, und Frau Treibet, denk' ich, läßt Dich auch im Stich und Herr Enghaus auch und mein Freund Leopold auch. Und so bin ich gutes Muths, und bleibt nur noch Fräulein Honig . . ."

Diese verneigte sich und sagte:Ich bin gewohnt, mit der Majorität zu gehen," und ihre ganze Verbittertheit lag in diesem Tone der Zustimmung.

Ich will mir meines Vetters Mahnung aber doch gesagt sein lassen," fuhr Corinna fort.Ich bin etwas übermüthig, Mr. Nelson, und außerdem aus einer plauderhasten Familie ..."

ckust I Ulro, Miß Corinna. Mauderhafte Leute, gute Leute', so sagen wir in England."

Und das sag' ich auch, Mr. Nelson. Können Sie sich einen immer plau­dernden Verbrecher denken?"

Oll, no; eortaiul^ not ..."

Und zum Zeichen, daß ich, trotz ewigen Schwatzens, doch eine weibliche Natur und eine richtige Deutsche bin, soll Mr. Nelson von mir hören, daß ich auch noch nebenher kochen, nähen und plätten kann, und daß ich im Lette Verein die Kunststopserei gelernt habe. Ja, Mr. Nelson, so steht es mit mir. Ich bin ganz deutsch und ganz Weiblich, und bleibt eigentlich nur noch die Frage: kennen Sie den Lette-Verein und kennen Sie die Kunststopserei?"

Fräulein Corinna, noitüor tüs ono nor tüo otüor."