Literarische Notizen.

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auch in den Novelleten, in denen sein oft grotesk­derber Humor die Grundstimmung bildet. Be­sonders liebt er es, aus dem modernen Leben gegriffene social-philosophische Fragen zu behan­deln und ihnen eine auf den Resultaten der exacten Naturwissenschaften beruhende Pointe zu geben. Er schreibt nur für reife Leser und diese werden an seinen Arbeiten vollstes Genüge finden. Sein letztes Buch ist wiederum voll Farben, Stimmungen und Gedanken und bietet eine Fülle verschiedenartigster Anregung. Bon den novellistischen Skizzen dieses Bandes heben wir besonders hervor: „Don Jose's Mignon" und „Wer hatt's ihm g'schafft?" Das erstere eine sehr originelle Ballgeschichte, das andere eine sarkastische Darstellung gewisser nationaler Schwächen. An dieser Stelle sei noch erwähnt, daß von Karl Pröll's „Deutsch-Natio­nalem Jahrbuch" (bei Lüstcnöder in Berlin) der zweite Jahrgang erschienen ist. Der mann­hafte und opfermuthige Verfechter des Deutsch- thums in Oesterreich wird auch mit dieser neuesten Gabe sicherlich fruchtbare Wirkungen ausüben.

^<7-.. Maienzeit. Mit Beiträgen von Boden- stedt, Bluthgen, Dahn, Greif, Lingg, Sturm, Trojan u. Ä. Stuttgart, Berlin, Leipzig, Union deutsche Verlags-Anstalt- Eine in festliches Gewand gekleidete, dem weiblichen Publicum gewidmete Anthologie. In bunter Reihe ziehen an dem Leser spannende Novelletten, stimmungsvolle Gedichte, Weisheits­sprüche und andere anmutyige literarische Gaben vorüber; diese Mannigfaltigkeit wird noch erhöht durch die Fülle des künstlerisch hervorragenden Bilderschmuckes, mit dem die Verlagshandlung das Werk ausgestattet hat. Außer zahlreichen Textillusirationen finden wir nicht weniger als zwei Dutzend gelungener Kunstbeilagen, die dem ganzen Buche ein eigenartiges Gepräge geben. Im Zauber der Dichtung. Aus­gewählte Liederblüthen, herausgegeben von Dietrich Theben. Mit Illustrationen erster deutscher Meister. Dresden und Wien. Ver­lag des Universum. Alfred Hauschild.

Diese stattliche Anthologie, deren Aeußeres ein geradezu prunkvolles genannt werden muß, enthält eine große Zahl stimmungsvoll gruppirter Gedichte vieler unserer hervorragenden Dichter, unter denen wir allerdings manche vermissen, die Herr Theben nicht hätte übergehen dürfen; wogegen aber auch rühmend hervorgehoben wer­den muß, daß nichts Unbedeutendes sich in das Buch eingeschlichen hat, was bei derartigen Zu­sammenstellungen nur allzuoft geschieht. Die dem Buche beigegebenen Bilder sind von tadel­loser Schönheit. Lichtdrucke nach Gemälden von Lenbach, I. A. Kaulbach, M. Schmidt, Wolde- mar Friedrich; nicht minder wirksam sind die zahlreichen Text-Illustrationen.

Allerlei aus A. Hendschel's Skizzen­mappen. Lichtdruck von Martin Rommel L Co. in Stuttgart. Verlag von M. Hend- schel, Frankfurt a. M.

Das Werk trägt an der Spitze als Motto einen Rückert'schen Spruch: „Mach' immer nur Entwürfe, ob Du sie nicht ausführest — Doch hast Du den Genriß, daß Du Dich „Schöpfer"

spürest." Ein solcher Hauch weht aus diesen vierzig, weit über hundert Zeichnungen enthal­tenden Blättern des zu früh verstorbenen Künst­lers, der nicht nur ein humorvoller Poet mit dem Stift, sondern auch ein Menschenkenner ersten Ranges und offenbar ein herzensguter Mensch war. Denn nur ein solcher kann so natur­getreu und liebevoll das Leben und Treiben der Kinder wiedergeben: einzelne Köpfe, kleine Gruppenbilder und Scenen, Momentaufnahmen aus der Alltäglichkeit, Typen aus bürgerlichen und militärischen Kreisen, überhaucht von einer ge- müthlichen Behaglichkeit und einer anmuthenden Heiterkeit. Die Lichtdrucke sind so vorzüglich gelungen, daß man glaubt, die Originale vor sich zu haben; und das ganze Merkchen, in seinem einfachen Einband, gehört zu den selienen hervorragenden künstlerischen Erscheinungen, die auf Groß und Klein gleich erfreulich wirken. -faK Alpenlandschaften. Ansichten aus ver­deutschen, österreichischen und schweizer Ge- birgswelt. Leipzig, Verlagsbuchhandlung von I. I. Weber.

Die „Leipziger Jllustrirte Zeitung" nimmt unter den deutschen illustrirten Zeitschriften einen ebenso eigenartigen wie einflußreichen Rang ein. Sie ist das actuellste Journal, inan möchte sie beinahe als die Tages-Zeitung unter den Zeitschriften bezeichnen, und bringt in jeder Nummer eine Anzahl von so ausgezeichneten Bildern, daß sie sich hierin mit den besten eng­lischen und französischen Zeitschriften messen darf. Seit Jahren ist sie bestrebt, ihren Lesern die schönsten Punkte der Alpen vor Augen zu führen, und nun hat sie den vortrefflichen Ein­fall gehabt, alle diese Alpenlandschaften, zu einem stattlichen Bande vereinigt, dem deutschen Publi­cum darzubieten. Wir begrüßen dieses Unter­nehmen mit besonderer Freude, wie überhaupt jedes Werk, das den Zweck hat, den Natursinn, den viel weniger Menschen besitzen, als man ahnt, zu wecken und zu pflegen. Die Plastik der Stiche, die sich vor Altem in der Klarheit und Schärfe der mannigfaltigen Gebirgsfor- mationen äußert, wird jeden Kenner erfreuen. Für diejenigen, welche diese Alpenlandschaften selbst gesehen und viele der Berge bestiegen haben, wird das Werk ein unerschöpflicher Born schönster Reise-Erinnerungen sein. Wir werden vom Bodensee über Arlberg nach Innsbruck ge­führt; dann machen wir eine andere Partie nach Innsbruck vom Walchensee aus. Wir be­trachten die Bergschönheiten in Oetzthal und Stubei. Dann geht es von Bayern über den Brenner nach Meran und zum Gardasee. In den Ortleralpen, zumal aber im „Zauberland; der Dolomiten" erleben wir Eindrücke, welche durch die wundervollen Naturscenerien in Kärn- then und Krain keinesweg abgeschwächt werden. Wir lernen Salzburg und das Salzkammergut kennen, machen uns in der Schweizer Hoch- gebirgswelt heimisch und wandern zuletzt vom Genfersee zum Mont-Blanc. Den Bildern ist ein sachlich und lebendig gehaltener kurzer Text beigegeben, der den unmittelbaren Werth des ausgezeichneten Werkes nicht unwesentlich er­höht.