aber gebieterisch und von gigantischer Gewalt. Entsprechend dem mächtigen Bau seiner Gestalt, besaß Danton ein überwältigendes, donnerähnliches und dabei biegsames Organ. Bekannt ist, daß dasselbe Versammlungen von Tausenden beherrschte, daß Danton's Stimme bei Gelegenheit seines letzten Processes die Fenster des Verhandlungssaals zum Klirren brachte und jenseit der Seine » hörbar wurde. In vertrautem Kreise konnte er von gewinnender Liebenswürdig-
> keit und ausgelassener Heiterkeit sein, Jovialität und gute Laune verließen ihn
aber auch in der leidenschaftlichsten Erhitzung nur sür Augenblicke, Regungen des Mitleids und der Großmuth hat er sich auch während der dunkelsten Abschnitte seiner demagogischen Thätigkeit zugänglich gezeigt, Mißtrauen, Rachsucht und Empsindlichkeit niemals gekannt. Trotz starken Hanges zu sinnlichen Ausschweifungen war er weder Feinschmecker noch Trinker oder Spieler, und trotz angeborener Verschwendungslust und unverbesserlicher Regellosigkeit in der Lebensführung allem Raffinement abgeneigt. Einmal in Bewegung gesetzt, konnte er von unermüdlicher Spannkraft sein, im gewöhnlichen Lauf der Dinge vermochte er seiner Trägheit nur schwer, seines Hangs zu Leichtsinn und Sorglosigkeit überhaupt nicht Herr zu werden. Seine demagogischen, politischen und rednerischen Leistungen waren ausnahmslos Improvisationen; Systeme und Doctrinen bleiben diesem Sohne einer durchweg doctrinär gearteten Zeit so vollständig fremd, daß er für dieselben höchstens Spott übrig hatte.
Wenn von befangenen Geschichtsschreibern der Versuch angestellt worden ist,
Danton's Verbrechen und Versündigungen zu beschönigen, so erscheint das um * so thörichter, als er selbst nie den Heiligen gespielt, die Dinge vielmehr rück
sichtslos bei ihrem Namen genannt und mindestens gegen das Ende seines Lebens sein Schuldbewußtsein nicht verleugnet hat. Sorgloser und leichtfertiger Verwalter ist er als Hausherr in demselben Maße gewesen, wie als Staatsmann und Minister; daß er seine Natur hätte verwandeln müssen, um systematisch zu stehlen und zu veruntreuen, kann seinem Vertheidiger Michelet ohne Weiteres zugegeben werden. — Rücksichtlich seiner politischen Laufbahn ist Danton mit sich selbst ins Gericht gegangen, soweit das bei einem Manne von verdunkeltem , Gewissen und cynischer Denkungsart überhaupt möglich war. Das schwerste !>
seiner Verbrechen, den 2. September, hat er als „schmutzige Nachgeburt der Revolution" selber verurtheilt und eingeräumt, daß er dafür der Verzeihung be- i
dürfe, — von der strafwürdigsten seiner Schöpfungen, dem Revolutionstribunal, I
öffentlich gesagt, daß er Gott und Menschen dafür um Vergebung bitte. Nie ist ihm in den Sinn gekommen, diese Scheußlichkeiten in der Weise Robespierre's -
und Saint-Just's als gerechte Volksgerichte zu verherrlichen, oder den ver- ,
brecherischen Charakter derselben in Abrede stellen zu wollen. Verglichen mit !
der kaltblütigen, innerlich verlogenen Art dieser Hohenpriester des Schreckens, '
i kann Danton's sinnlich-derber Cynismus sogar wohlthuend und erfrischend ge- ,
nannt werden. Seiner gesunden Natur war das Gaukelspiel patriotischer, tugend- ^ i
Hafter und opferfreudiger Redensarten so gründlich zuwider, daß er lieber bramar- ; ,
basirte als log, daß er die besseren Seiten seines widerspruchsvollen Wesens ^
lieber verbarg, als zur Schau trug. Robespierre schwor nicht höher als bei der -
angeborenen Güte der menschlichen Natur, und glaubte auch da als Volkssreund ' ^
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