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Deutsche Rundschau.
bewunderten häuslichen Tugenden, sind das reine, ungetrübte Glück, das ihm später als Gatte einer trefflichen Frau, der Gräfin Constanze Bruno di San Giorgio, und als Vater einer einzig geliebten Tochter erblühte.
Seinen ersten Unterricht genoß de Rosst in den öffentlichen Schulen Roms, dann legte er die höheren Studien in der gregorianischen Universität zurück. Im Collegio Romano gewann er säst in allen Fächern die Jahrespreise, zuweilen wurden ihm ganz außergewöhnliche Anerkennungen zu Theil, welche ihm den Schulruhm eines krineexs xerxetuus eintrugen: es War wie eine Prophezeihung seiner künftigen Stellung inmitten der christlichen Alterthumsforscher.
Der Geschmack an den Alterthümern lag in de Rossi's Natur. Aber dies Geschenk, welches gütige Musen ihm in die Wiege gelegt, gelangte durch die Umstände und den Ort, an dem er das Licht der Welt erblickt hatte, frühzeitig zur glücklichsten Ausbildung. Ein Freund der Familie, dem er auf seinen Spaziergängen anvertraut war, machte ihn von seinen Kinderjahren an mit den Denkmälern der ewigen Stadt bekannt. Solch' ein Genie, an solchem Orte geboren und erzogen, mußte spielend zum Archäologen werden. Sein Bruder, der jetzt aus dem Gebiete der Geologie und des Vulcanismus eine so hoch angesehene Stellung behauptende Professor Michele Stefano de Rossi, erzählt mir, Giovan Battista habe schon in seinen frühesten Jahren angefangen, auf den Weißen Blättern der Gebetbüchlein, die er als Kind in der Tasche trug, Inschriften zu copiren. Einen eigentlichen Lehrmeister in diesen Dingen hat er auch nie gehabt: am Studium der großen Meister der Wissenschaft und im Umgang mit den Monumenten hat er sich selbst gebildet.
II.
Woraus es hier ankommt, ist, die Stellung de Rossi's zur Wissenschaft kurz zu charakteristren, das Werk seines Lebens vor dem Auge des Lesers auszubreiten. Ich muß, um das zu können, mit wenigen Worten auf den Zustand der hauptsächlich von ihm vertretenen Wissenschaft, der christlichen Archäologie, bis zu dem Augenblick, wo er in die Action trat, eingehen.
Das Studium der christlichen Alterthümer ist, wie so manche andere Dis- ciplin, ein Kind des sechzehnten Jahrhunderts. Die humanistische Bewegung ist ihm zunächst nur wenig zu gute gekommen. Sieht man von gelegentlichen Ausblicken in das christliche Alterthum ab, wie sie seit Dante und Petrarca uns hier und da begegnen, so muß man zugeben, daß der Enthusiasmus für das elastische Alterthum, seine Literatur und Kunst, die italienischen Humanisten gänzlich ab- sorbirte. Die Mitglieder der „römischen Akademie", welche sich in den Tagen Paul's II. mit einer weder politisch noch kirchlich unbedenklichen Restauration des Classicismus trug, hielten ihre geheimen Zusammenkünfte oft genug in den Katakomben. Man liest da ihre Namen angeschrieben, aber nichts verräth, daß Pomponio Leto und die Seinigen irgend ein Interesse für den Ort ihrer Verathungen und dessen Denkmäler hegten. Die deutschen Humanisten, Erasmus an ihrer Spitze, bewiesen wenigstens der altchristlichen Literatur eine warme Theilnahme. Aber erst durch das Auftreten der Reformatoren ward man auf die Erforschung der Culturzustände des alten Christenthums, auf die Darstellung