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Theodor Fontane in Berlin.
Männer ein, zu denen nun der Jüngere sprach und ihnen das Geldstück überreichte. Sie schienen's zufrieden, und der Netteste, schon ein Mann über Fünfzig, und allem Anscheine nach der Führer, lüpfte feine viereckige, mit Pelz besetzte Mütze, und bot Greten und gleich darauf auch Valtin feine Hand, um ihnen beim Hinaufsteigen auf das Floß behülslich zu fein. Es war ziemlich an der Hinterseite, nicht weit von dem großen Drehbalken, der als Steuer diente, und unsere beiden Flüchtlinge nahmen in Nähe desselben Platz. Alles gefiel ihnen, und Grete freute sich, daß Valtin den Muth gehabt und die Flößer angerufen hatte; am besten aber gefiel ihnen der Mann am Steuer, der lebhaft und lustig war und sich beflissen zeigte, sie zu zerstreuen und ihnen ^ den Aufenthalt angenehm zu machen. Er plauderte mit ihnen, so gut es ein Paar Wörter zuließen, und war erfinderisch in immer neuen Aufmerksamkeiten.
Als die Sonne schon ziemlich hoch stand, sah er, daß die vom Wasser zurückgeworfenen Strahlen die jungen Leute blendeten und kaum daß er es wahrgenommen, als er auch schon das Steuer in Valtins Hand legte und sich daran machte, mit Benutzung umherliegender Bretter, aus einem großen Stück Segelleinwand ein Zelt für seine Schutzbefohlenen aufzurichten. Sie setzten sich unter das Dach und genossen nun erst der eigenthümlichen Schönheit ihrer Fahrt. Am Ufer hin stand das hohe Schilf, und wenn dann das Floß den grünen Schilsgürtel streifte, flogen die Wasservögel in ganzen Völkern auf und fielen plätschernd und schreiend an weiter flußabwärts gelegenen Stellen wieder ein. Der Himmel wölbte sich immer blauer, und ein Mittagswind, der sich aufgemacht hatte, strich frisch an ihnen vorüber und kühlte die Tageshitze. Vorne, durch die ganze Länge des Flosses von ihnen getrennt, standen nach wie vor die beider: älteren Männer und angelten, ihre Haltung aber zeigte nur zu deutlich, daß sie mit dem Ertrag ihres Fauges wenig zufrieden waren. Waren es doch immer nur kleine Fische, die, so oft sie die Schnur zogen, in der Sonne hell aufblitzen. Jetzt aber gab es einer: Freudenschrei, und ein Breitfisch so groß und schwer, daß die Schnur am Reißer: war, flog rrrit einem Ruck an Bord. Das war es, worauf sie gewartet hatten, und sie schlitteten nun die neben ihnen stehende Kufe mit farmnt ihrem Inhalt wieder aus, füllten sie frisch rrrit Wasser und trugen ihrer: großen Fang wie in: Triumph auf die Mitte des Flosses, wo schon seit einiger Zeit eirr Hell aufwirbelnder Küchenrauch die Vorbereitung«: zu einer Mahlzeit anzudeuter: schier:. Und in der That hantirte hier emsig und lärmend eir: junges
Frauenzimmer umher, das mit feinen stechenden, kohlschwarzen Augen wohl
dann und wann , zu der: neuen Ankömmlingen flüchtig herüber gesehen, irr: Uebriger: aber durch seine ganze Haltung weder Freude noch Theilnahrne bezeigt hatte.
Und immer weiter ging die Fahrt, und immer stiller wurde der Tag. Auch der Man:: am Steuer schwieg jetzt, und Valtin und Grete hörten
nichts mehr als das Gurgeln des Wassers und das Gezirp im Rohr und
dazwischen der: Küchenlärm, ir: dem sich das junge Frauenzimmer, je näher