Heft 
(1879) 27
Seite
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Moderne Magie.

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betrachtet den Menschen als den Concentrationspunct aller Kräfte, hebt seine über die Sichtbarkeit hinausreichende Bestimmung hervor, erinnert ihn aber auch zugleich an seine irdische Ausgabe.Gewiß, jeder Vogel hat sein Lied zu singen, jede Blume hat ihre zarte Mission, jeder Dichter seine Lehre vom Guten und Schönen, jeder Philosoph seinen Beitrag von Entdeckungen und jeder wahre Prediger seine richtigen Belehrungen. Ein Jeder ist der Messias irgend eines großen Gedankens und wird ihn ausathmen, ehe er diese Form verläßt." In fünf Abtheilungen folgt nun eine Philosophie der Gesundheit und der Krankheit, welche Zustände mit der moralischen Beschaffenheit der Seele in Zusammenhang gebracht werden; einePhilosophie des Schlafes und des Todes", schließlich einePhilosophie der Heilung". Dieses letzte Kapitel eröffnet sich mit bitteren Vorwürfen gegen den Stand der Aerzte und Geistlichen, die ihre Mission nicht erfüllen, geht hierauf zur Kritik der ver­schiedenen Heilmethoden über und spendet darunter nur der Hydropathie volle Anerkennung; bringt einen Katalog der Krankheiten und gibt Heilmittel dagegen au, und entwickelt dabei eine Therapie, die sowohl physischer wie moralischer Art sein soll und vor allem in Prophylaxis und Diät besteht. Schließlich verfällt Davis wieder in den Ton des Apokalyptikers, der die Herrschaft der Weisheit in der Welt und mit ihr das allgemeine Glück reifen sieht. Im zweiten Theil derGroßen Harmonie" imLehrer" berührt uns die Auffassung und Schilderung der rechten Ehe wegen ihrer Innigkeit und hohen Idealität ganz besonders sympathisch.Jeder Mensch hat irgendwo einen ihm von Ewigkeit bestimmten Gefährten, den er einst finden wird und den findend er die wahre Ehe schließt. Keine Ceremonie, kein Gelöbuiß, keine geschriebene oder gesetzliche Uebereinkunft kann in Wahrheit verbinden, was innerlich und ewig bereits geeint ist, und ebenso wenig vermag irgend welche Feierlichkeit zu verbinden, was innerlich auf ewig geschieden ist." In der sich offenbarenden Harmonie und Sympathie der Seelen liege der Beweis, daß, die für einander Bestimmten sich wirklich gesunden haben.Jedes Herz schmachtet nach dieser heiligen und schirmenden Liebe, die keine Unbeständigkeit kennt und bei den Wechselsällen des Lebens nicht schwankt, sondern stets erstarkt, in Krankheit und Gesundheit, in der Jugend wie inr reiferen Alter, in Glück und Trübsal; eine Liebe, die jene edlen und schönen Seeleneigenschasten an den Tag bringt, die die unterscheidenden Merkmale zwischen den Geschlechtern bilden und den starken Mann und das milde Weib kennzeichnen." Obwohl Davis in diesen Sätzen die prädestinirte Seelenehe lehrt und das Recht den Seelengemeinschaft gegen das äußerliche und conventionelle Band der bürger­lichen Ehe vertritt, will er daraus doch nicht die ärgerliche Cousequenz abge­leitet wissen, daß einmal verbundene Gatten nach ihrem prädestinirten Gefährten zu suchen anfangen und, sobald der Mann seineSeelenbraut", die Frau ihrenSeelenbrüutigam" gefunden zu haben wähnte, sich scheiden und die neueSeelenehe" eingehen, ein Unfug, der bekanntlich in Nordamerika häufig, genug sich ereignet.