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Johannes Huber in München.
In seinen Vorlesungen hatte Davis bereits angekündigt, daß sür die allernächste Zeit die Manisestation von Geistern zu erwarten sei. Die Erfüllung dieser Prophezeiung ließ nicht lange aus sich warten, so daß derjenige, welcher in allen diesen Dingen Betrug wittern wollte, sich der Annahme zuneigen könnte, daß zwischen Prophezeiung und Erfüllung irgend ein sehr menschlicher Causaluexus bestand. Es geschah im März 1848, daß in einem Hause zu Hydesville bei New-Pork zuerst in Gegenwart eines neunjährigen Mädchens, Kate Fox, hierauf auch in Anwesenheit ihrer zwölfjährigen Schwester Leah sich unerklärliche Klagelaute vernehmen ließen, durch welche, nachdem man dieselben allmälig als Signale zu deuten begonnen hatte, im Keller des Hauses genau eine Stelle angegeben wurde, an welcher 6—7 Fuß in der Tiefe ein menschliches Skelett lag. Auch der Name des Todten wurde aus den Lauten ermittelt, und es stellte sich bei genauerer Nachforschung heraus, daß eine solche Person vor 5 Jahren zum Besuche hier gewesen und seitdem spurlos verschwunden war. Die Zeichen erklärten weiter, daß der Verstorbene sie selbst veranlasse. Zunächst wurde die Familie Fox des Betruges bezüchtigt, hieraus prüften drei Comitss, bestehend aus zuverlässigen Personen, die Vorgänge und überzeugten sich von ihrer Thatsächlichkeit, ohne eine Erklärung dafür finden zu können. Die Klopflaute ertönten auch dann noch an der Mauer und auf dem Fußboden, als die zwei Medien, nachdem sie von Frauen vollständig untersucht worden waren, „aus Kissen barfuß und mit fest rings um die Knöchel gebundenen Kleidern" standen. Im Berichte des dritten und am meisten skeptischen ComitGs wurde besonders hervorgehoben, daß bei diesen Erscheinungen weder Maschinerie noch Betrug gespielt hätte und daß Fragen, von denen viele nur in Gedanken gestellt worden, richtig beantwortet worden seien. Man erinnerte sich nun an Ereignisse ähnlicher Art aus früherer Zeit, längst zu den Ammenmärchen geworfene Geschichten wurden wieder aufgetischt, darunter auch die Vorgänge im Hause des Pfarrers Samuel Wesley zu Egworth in England, des Vaters von John Wesley, dem bekannten Stifter des Methodismus, und ebenso die Beobachtungen, die hervorragende französische Gelehrte, wie Arago und Andere, mit dem vierzehn- zährigen Bauernmädchen Angelique Cottin aus der Normandie gemacht haben wollten und wonach deren bloße Gegenwart in einem Zimmer ausgereicht haben sollte, alle Meubel in Bewegung zu setzen. Als während des vorigen Jahrhunderts zu Debisdorf ein ähnlicher Spuck hauste, äußerte selbst Lessing gegen Leisewitz: „Bei dieser Geschichte geht uns beinahe alles Latein aus."
Die Vorkommnisse mit den Misses Fox wirkten ansteckend, eine Menge von Personen wollten im Besitze ähnlicher Kräfte sein und in 2 bis 3 Jahren war die ganze Union von diesem Glauben an Geistermanisestationen so gewaltig aufgeregt, daß eine Reihe von intelligenten Männern in New-Pork — Richter, Senatoren, Doctoren, Rechtsgelehrte, Kauslente, Geistliche, Schriftsteller u. A. — es für geboten erachteten, der Sache durch eine exacte Untersuchung auf den Grund zu gehen, und zu diesem Zwecke eigene Cirkel schufen. Immer wunder-