Issue 
(1879) 27
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Paul peyse in München.

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Und schützt auch das Gesicht vorm Sonnenbrände.

Da stand die Gräfin athmend still und schlug Das Kopftuch, das im Lauf ihr losgegangen,

Gleich einem Nonnenschlei'r um Stirn und Wangen-

Dann ging die Reis im Pilgerschritt von Statten, Bis mählig wuchs der Frühlingssonne Glut.

Da ruhten sie in eines Wäldchens Schatten Und labten sich am Vorrath wohlgemuth Und kühlten, den sie mitgenommen hatten.

Den Wein mit eines Bächleins reiner Flut.

Darauf entschlief die Wallerin so fest da, wie täglich sie im Schlosse that zur Siesta.

Süß träumte sie, von weichen Lithertönen,

Verliebtem Flüstern, Augen kühn und treu, von dem, was edle Frauen streng verxönen Und doch ersehnen in beklommner Scheu.

Ein stolzer Ritter kniete vor der Schönen,

Sanft wie ein Lamm und feurig wie ein Leu.

Die Sache nahm den wohlbekannten Lauf,

Da weckt' ein raschelnd Lidechslein sie auf.

Sie sprang empor, rieb mit den schlanken pändcheir Die Augen aus und sah umher und lachte.

Dann knüpfte sie sich fester Tuch und Bändchen,

Die sie im Schlummer in Verwirrung brachte:

Renza! Ich hört' im Schlaf ein Eitherständchen Und Andres noch, was mich erröthen machte.

Ls heißt, daß man nicht sünd'gen könn' im Schlafe,, Sonst wär' mir bang, daß sich mein Traum bestrafe-

Hast du den Korb, den Weinkrug nicht vergessen? Ach, dieser Traum war süß! Und munter nun Ging's wieder eine Strecke fort. Indessen War's doch beschwerlich in den schweren Schuh'n.

Achl klagte sie, das wagniß war vermessen!

Nickst wahr, nun muß mir viel zu Liebe thun Die heil'ge Jungfrau, da ich so viel Plage Wie eine Märtyrin geduldig trage.

Kein Zweifel! tröstet die getreue Renza.

Du lieber Ehrist, Ihr feid's ja nicht gewohnt.

Doch lernt fich's mit der Zeit. (A vuol' pLUsura! Und Gigia seufzt. Doch als der frühe Mond Mit falbem Glanz herab vom Firmament sah, Erreichten sie ein einsam paus, bewohnt Von einem Bauern, wo sie perberg fanden,

Eh noch der Gräfin letzte Kräfte schwanden.