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Hanl Heyse in München.
Hier nahm nur Hund und Kätzchen Theil daran,
Der Haushahn rührte sich auf seiner Sprosse
Und stieß die Henne an: Mach, daß du wach wirst!
Horch! unser Tauber girrt schon unterm Dachfirst.
(Er hörte wie im Haus der Bauer summte.)
Doch als das Kind nun wieder sanft entschlief, Geschaht, daß ringsum jeder Laut verstummte,
Nur noch das Mäuschen hin und wieder lief
Und mürrisch aus dem Traum der Zugstier brummte.
Die gute Renza lag und schnarchte tief.
Die Gräfin aber rief den Schlaf vergebens; wach hielt das Räthsel sie des Menschenlebens.
Früh brach man wieder auf in kühlem Schatten.
Doch nicht mehr sang und sprang die Hilgrin munter wie gestern durch die thaubenetzten Matten.
Sie sprach kein Wort und seufzte nur mitunter,
Und Schritt vor Schrittchen ging die Fahrt von Statten. Da plötzlich, wo der Hsad sich wand bergunter,
Glitt aus ihr Fuß und mit verstörten Zügen
Rief sie: Ich kann nicht mehr! Hier bleib' ich liegen.
G liebe Gräfin, rief die treue Seele,
Ls ging doch gestern; was verzagt Ihr nun?
Kommt! Lure Füßchen salb' ich Luch mit Gele,
Dann geht Ihr sanfter in den harten Schuh'n.
Schleppt Luch nur noch zu jener Felsenhöhle,
Da woll'n wir uns ein wenig gütlich thun. —
Sie sxrach's und bog sich zu der Herrin nieder,
Da plötzlich lähmt ein Schrecken ihr die Glieder.
wohin des Wegs ihr schönen Kinder? Halt!
Und Lurer Wallfahrt Zweck und Ziel vertraut mir! — So scholl der Ruf, und aus dem dichten Wald Sprengt vor ein alter Mönch auf seinem Grauthier. Nun hält er an, und sehr vergnüglich schallt Sein Lachen: Kinder, wie entgeistert schaut ihr? Kommt her und küßt die Hand mir alle Beide!
Fra Lorcontento thut euch nichts zu Leide.
Da ward ihr jähes Zagen bald beschwichtet,
Denn harmlos däucht sie dieser Gottesknecht.
Und Renza saßt ein Herz sich und berichtet (Nur hehlt sie klug das gräfliche Geschlecht):
Sie hätten sich zu Fuß zu gehn verpflichtet Durch ihr Gelübde; nun gerath' es schlecht;
Denn wenn auch Reitgelegenheit sich fände,
Sagt, würd'ger Herr, wär's Sünde nicht am Lnde?