Issue 
(1879) 27
Page
353
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image

Die Madonna im Gelwald.

353

«Er denkt: Ein wenig Schicksal spielt' ich hier.

Warum so blöde nur die Zwei sich quälen?

Schon aber will der Jüngling, der das Thier,

Statt es zu strafen, streichelt, sich empfehlen,

Da ihm zu jedem art'gen Wort und ihr Zu jedem Dank der Athem scheint zu fehlen.

Da hören sie das paar, das angstvoll nahte,

Die treue Renza mit dem wackren Frate!

Kaus Dso §1oriL tu excslÄs, Liusu!

Lobsang Fra Lorcontento der mit Fug In dieser Stunde führt den heitern Namen,

Den Freund erblickend, der den Schatz ihm trug.

Doch eh' sie zu den jungen Leuten kamen,

.Faßt sich der Fremde noch ein Lserz und srug:

Ihr habt wohl Angst gelitten? Ihr seht bleich. Und sie: Nicht allzu sehr. Doch dank' ich Luch.

Trübsinnig lächelnd blickt er vor sich hin,

Als sei am schönsten Dank ihm kaum gelegen.

Ein Kummer, scheint's, verdüstert ihm den Sinn Und treibt ihn einsam um aus öden wegen.

Jung war er, schlank, kaum noch umflaumt das Kinn, Die Kleidung zierlich, an der püst' ein Degen,

Wie zu Venedig in den schönen Tagen Der Renaissance die Jugend sich getragen.

^§rau Gigia mustert ihn vom Kops zum Fuße:

Ihr Ritter ist's, den sie im Traume sah!

Doch hat sie nicht zu staunen lange Muße,

Schon sind die akhemlosen Beiden da.

Der Pater saßt des Flüchtlings Zaum, zur Buße,

Trotz seinem Reue heuchelnden pah,

Und wie sie fürder ziehn im alten Gleise,

^§ragt er den Jüngling nach dem Ziel der Reise.

Der schien zur Beichte wenig Lust zu tragen;

Doch wie vom Sattel aus Frau Gigia's Blick Ihn streift mit freundlich stummberedtem Fragen, warf er die dunklen Locken ins Genick Und Hub erröthend an mit trotz'gem Zagen,

,Zu künden selbstverschuldet Leidgeschick.

Der Pater schüttelt mehrmals die Kapuze,

Die Frauen seufzten. Dieses war's tu uucs:

Sein Vater hatt' ein reichlich Gut erworben Als Anwalt in Treviso; und obschon An seinem Sohn ein Malgenie verdorben,

Sollt' er ihm folgen in der Themis Frohn.