Issue 
(1879) 27
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Paul Beyse in München.

Sagt dreist, das Thier sei euer, meine Lieben. Luch lassen sie des Wegs ziehn ungexlackt,

Indeß sie stets bei uns nach Schätzen graben,

Die wir uns doch verlobt der Armuth haben.

Draus zog er aus dem Abgrund der Kapuze Die Dose, schnupft' und niest' und rief: Saluts! Den Frau'n, die hörten, daß zu seinem Schutze Sie mit ihm zogen, ward nicht wohl zu Nuthe. Doch kam der jungen Gräfin sehr zu Nutze Der schwere Sattel, draus so weich sie ruhte,

Und ihrer Renza winkte sie mit Lachen,

Lin gut Gesicht zum bösen Spiel zu machen.

Ihr selber ward so lustig im Gemüthe,

Drin wieder junge Lebenslust sich rührt,

Daß sie vom nächsten Strauch, der silbern blühte, Ein Zweiglein bricht und es als Geißel führt. Das fromme Thier, von seurigerm Geblüte,

Als für ein Klosterlastthier sich gebührt,

Kaum fühlt es sich gekitzelt hinterm Rücken, Beginnt zu munterm Trab sich anzuschicken.

Und wilder bald hinjagt es wie besessen,

Kein Zuruf hält's, kein Ruck des Zügels aus.

Erst lacht dazu die Reiterin, indessen

Das alte Paar nachkeucht in hast'gem Laus.

Doch als der Graue, jeder Zucht vergessen, Fortgaloppirt, daß sie am Sattelknaus Sich halten muß, nicht jäh hinabzugleiten,

Ruft sie um kjülse laut nach allen Seiten.

wem nur der nord'sche Esel, der germanische Bekannt, der schüttelt hier den Kops, ich wette. Doch der sowaro, ciuco, der romanische,

Fügt nicht phlegmatisch sich der Sclavenkette;

Sein südlich Blut empört sich, das vulkanische. Wer weiß, wie noch der Spaß geendet hätte, wär' nicht ein Jüngling, dem ihr Ruf erklungen, Dem tollen Graukops in den weg gesprungen.

Frau Gigia, da sie kaum ihn angesehen,

Lrröthet und verstummt. Der Jüngling auch Bleibt wortlos und verworren vor ihr stehen,

Als kennt' er nicht galante Sitt' und Brauch. Indeß zerrupft, als wäre nichts geschehen,

Der graue Sünder einen Distelstrauch,

Und wenn ein armer Esel lachen könnte,

Wohl glaub' ich, daß er jetzo sich's vergönnte.