^06
A s i a t i c II s.
Verbreitet hat, verschwunden; humane und gesunde Einrichtungen sind an ihre Stelle getreten. Wie mangelhast auch die Rechtspflege ist, Person und Eigen- thum sind wenigstens gegen offene Gewalt geschützt. Bauer und Bürger sind wirkliche Eigcnthümer ihrer Ländereien geworden; unter dem alten Regime war es Grundsatz, daß aller Grund und Boden dem Staate gehöre, und die Unterthanen jeder Zeit bereit sein müßten, ihren Besitz für öffentliche Zwecke zu räumen. Die Bauern sind gleichzeitig von den Frohndiensten befreit, die sie früher für Instandhaltung der Wege, Brücken und Flnßdämme zu leisten hatten, sowie von der zwangsmäßigen Kuliarbeit als Boten und Träger zur Beförderung von Briefen, Gepäck und Reisenden. Auch dürfen sie ans ihren Aeckern bauen, was sie wollen, was ihnen früher nicht gestattet war. Tie Steuerlast ruht nicht mehr auf dem Grund und Boden allein, auch der Handel, die Gewerbe, Capitalien und Beamtengehälter werden allmählich mitbelastet und jene dafür erleichtert. Nicht minder ist die Regierung ans die geistige Hebung des Volkes bedacht gewesen durch Organisation eines allgemeinen Schulwesens. In früheren Jahren bestanden Schulen für das Volk nur in den Städten, auf dem platten Lande fast gar nicht; überhaupt überließ der Staat die Volkserziehung vollständig der Privat-Unternehmung. Jetzt hat jedes Dorf seine Schule; wo das Volk selbst nichts that, da griff die Regierung ein, indem sie die Reicheren zu Geldspenden veranlasse und wo es nöthig war, selbst beisteuerte. In allen größeren Städten sind höhere Lehranstalten errichtet, die hauptsächlich daraus berechnet sind, den Söhnen der Samurais unentgeltlich eine höhere Ausbildung zu gewähren. In der Hauptstadt endlich finden wir eine Universität, ein Polytechnikum, Berg- und Gewerbeschulen. Die Schwierigkeiten, welche zu überwinden waren, sind ganz außerordentliche gewesene. Von unserer Lehrmethode und Schnldiseiplin hatte man nicht die entfernteste Ahnung, und an Lehrern fehlte cs ganz. Als solche wurden und werden noch mit großen Kosten Ausländer herangezogen; jetzt schon verfügt Japan über eine größere Anzahl einheimischer Gelehrten, Ingenieure n. s. w., die meistens auf Staatskosten im Auslande erzogen worden sind, und nach dem Urtheil aller Kenner ist die Zeit nicht fern, wo der Unterricht auch in den höheren Disciplinen ausschließlich von Japanern ertheilt werden kann.
Dem Bestreben der Regierung, das Volk anfzuklären, verdanken auch die Zeitungen ihr Dasein, indem die erste 1870 von dem damaligen Eabinets- minister Kido gegründet wurde. Jetzt sind sie über das ganze Land verbreitet, und das Zeitnngslesen ist bei Hoch und Niedrig zu einer wahren Manie geworden. Der Zweck der Regierung aber ist nicht erreicht worden, da diese Zeitungen, das Beispiel der englischen Blätter in Yokohama und den anderen offenen Häfen vor Angen, nur in der Kritik alles Bestehenden ihren Beruf erblicken und dabei alle Rücksichten des Anstandes, der Autorität und Politik außer Acht lassen. Nichts ist ihnen heilig und so werden dem Volke von ihnen Ansichten entwickelt, in deren Verbreitung jede andere Regierung eine Gefahr für die öffentliche Ordnung erblicken würde. Die japanische