Heft 
(1897) 09
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Ueöer Land und Weer.

Kunstfertigkeit ihrer Bewohner in der Bearbeitung des heimischen Erzes den stolzen Namen der eisernen Mark ver­dankt. Welche Mannigfaltigkeit der Verwendung, welche Fülle urwüchsiger Kraft, aber auch welcher Formenreichtum, welche zierliche Anmut sind hier zu finden! Alles ist mit einer solchen Liebe und Sorgfalt gearbeitet, als hätten die alten »'ackeren Meister in das tote Metall ein Stück ihres eignen Wesens legen wollen.

Ein architektonisch und künstlerisch schön ansgestatteter Kuppelsaal bildet gewissermaßen die Schatzkammer des Hauses und enthält eine Reihe wertvoller Gegenstände ans Bronze, Elfenbein und Edelmetall, darunter das Kleinod des Museums, den berühmten Landschadenbund-Becher, den schönsten Becher der deutschen Renaissance. Er ist aus Silber, schwer vergoldet, erreicht samt Teckel die Höhe von einem Meter und fünf Centimeter und besitzt ein Gewicht von zwölfeinhalb Kilogramm. In reicher ge­triebener Arbeit, umgeben von Karyatiden, zieren eine Reihe biblischer Darstellungen das herrliche Gefäß. Wie dasselbe es ist in Augsburg geschaffen worden in den Besitz des Landes Steiermark, wie es zu dem NamenLaud- schadenbund-Becher" gekommen ist, wer weiß es? Man vermutet, daß Erzherzog Ferdinand den Becher 1602 den Ständen zum Geschenk gemacht hat. In den letzten Jahr­zehnten trat wiederholt die Versuchung an die Landes­verwaltung heran, dieses Meisterwerk altdeutscher Gold- schmiedeknnst gegen einen Kaufpreis von mehreren hundert­tausend Gulden zu veräußern. Mit Recht sind jedoch alle derartigen Anerbietungen abgelehnt worden.

Auch das zweite Stockwerk, das vorwiegend dem bäuer­lichen Besitze gewidmet ist, birgt noch zwei vollständige ! Nenaissancestuben. Die eine, aus Schönberg bei Oberwölz stammend, enthält eine vollständige Vertäfelung aus Zirben- holz, mit Einlagen von Eichenholz. Das Portal ist reich gegliedert, die Thür mit eingelegter Arbeit und sehr reichen Eisenbeschlägen geziert, die noch gotische Anklänge zeigen. Im Jahre 1568 entstanden, ist diese Stube die älteste im Besitze des Museums. Wie sie durch ihr Alter, so zeichnet sich die ihr benachbarte letzte durch besondere Originalität aus. Denn während alle übrigen mit Ausnahme des Prunksaales vollständig mit Holz verkleidet sind, zeigt diese, aus dem sogenannten Bnchhause im Geistthal her­rührende Stube nur zwei Wände teilweise bis zur Holz­decke getäfelt, während bei den übrigen Wänden der Holzschmuck sich auf die Bank, den Fries und die Fenster­bekleidung beschränkt. Die nicht mit Holz verkleideten Flächen sind mit gemalten Festons und einem Kreuzigungs­bild geziert, die genau nach der ursprünglichen Bemalung hergestellt sind. An das mit Doppelpilastern und der Jahreszahl 1596 gezierte Portal reihen sich eine Truhe mit Schränkchen und Waschkasten, sowie ein Kasten, der mit zahlreichen Fächern zur Aufbewahrung von Schriftstücken ausgestattet ist. Die Fenster sind mit Butzenscheiben ver­sehen. Infolge dieser von der gewöhnlichen Schablone abweichenden originellen Anordnung gewährt diese Stube einen überaus malerischen Anblick.

Sonst findet man im zweiten Stocke noch Teile von Wohnräumen und zahlreiche Gegenstände aus bäuerlichem Besitze, Trachten, Bildnisse, ländliche Musikinstrumente, sowie die Mustersammlungen für Thon- und Glasindustrie, Bucheinbände, Webereien, Stickereien und andres mehr.

Während in der Abteilung der vollständigen Wohn- räume ausschließlich steirische Arbeiten oder Gegenstände aus steirischem Besitze ausgenommen wurden, sind in den Fachabteilungen, die als Muster- und Vorbildersammlnngen zu dienen haben, auch die hervorragendsten fremden Betriebs­stätten des Kunstgewerbes vertreten. Doch sind auch hier die steirischen Arbeiten vorherrschend und fremde nur in­soweit einverleibt, als sie zur Ergänzung notwendig waren.

Auf diese Art sind die reichen Bestände des Museums ganz besonders geeignet, den heimischen Beschauer nicht nur zu eignen Leistungen aus dem Gebiete kunstgewerblichen L-chassens anzueifern, sondern auch ihm ein treues Bild von dem Thun und Treiben seiner deutschen Vorfahren zu bieten und ihn mit vaterländischem und nationalen: Stolze zu erfüllen ein Umstand, der gerade hier, in dem süd­östlichsten Gebiete der deutschen Zunge, in unmittelbarer Nähe der magyarischen und slavischen Sprachgrenze, nicht hoch genug angeschlagen werden kann. Für den fremden Besucher aber sind namentlich der Prnnksaal, die altsteiri­schen Stuben und verschiedene einzelne Prachtstücke Sehens­würdigkeiten , die auch im Wettbewerbe mit andern groß­städtischen Sammlungen in Ehren bestehen können, so daß das neue Museum in der kurzen Zeit seines Bestehens be­reits mit Recht ein nicht unwesentlicher Anziehungspunkt der schönen steiermärkischen Landeshauptstadt geworden ist.

Karl W. Gawalowski.

Dur pflege des Hundes.

<^tenn uns heute auch jene weitgehende!: seelisch-gemütlichen ZM Beziehungei:, die den Menschen früherer Tage mit der Tierwelt verbanden, abhanden gekommen sind, so liegt doch in eines jeden Brust eine gewisse Teilnahme für unsre vermeintlichsprachlosen" Mitgeschöpfe. Allerdings dürfte sie oft in einen: wenig rühmlichen Eigennutz begründet sein, der es bis auf den heutigen Tag auch verhindert hat, den: Tier irgend einen subjektiven Rechtsanspruch auf Schutz und Schonung zu gewähren. Roheiten und Brutalitäten aller Art sind ja auch in den zivilisiertesten Ländern noch an der Tages­ordnung; indessei: unecht sich in weiten Kreisen auch ein erfreuliches Streben geltend, nicht nur bei sich eine ver­nünftige Haltung und Pflege der eignen Tiere anznstreben, sondern auch durch Bildung von Vereinei: den ärgsten Ausschreitungen und Grausamkeiten entgegenzuwirken. Dazu gehört aber vor allem, daß man sich mit den Bedürfnissei: und Gewohnheitei: des Tieres bekannt mache, sich in sein Geistesleben einen Einblick verschaffe, seine Sprache und Gebärden kennen lerne.*)

Ein Tierbesitzer muß auch ein verständiger Tierliebhaber sein, das heißt, er muß stets die rechte Mittelstraße zwischen Härte einerseits und Verzärtelung andrerseits eiuznhalten wissen, und dazu sollen ihn: die nachfolgenden Winke einen gewissen Anhalt geben. Wir beschränken uns dabei auf den Hund, der die meisten Liebhaber zählt und, obwohl am längsten mit uns vertraut, trotz alledem den ineisten Mißgriffen ausgesetzt ist. Nutmtm nrutnnäm gelten diese Bemerkungen aber auch für die Katzen, die Huftiere und alles, was da kreucht und fleucht und dem Menschen überantwortet ist, damit er sich als solcher, nach Goethe, daran erweise: Edcl sei der Mensch,

Hilfreich und gut.

Denn das allein Unterscheidet ihn Von allen Wesen,

Die wir kennen.

Daß ein gutes, reinliches, zug- und feuchtigkeitsfreies Lager für alle Tiere erste Bedinguis ist, haben schon mehrere Behörden anerkannt, insofern sie verordneten, daß beispielsweise für Ziehhunde, außer einen: Träukgefäß, im Winter und bei schlechtem Wetter eii: Unterlagebrett mit Schutzdecke mitzuführen ist. Es sollte sich jeder human denkende Mensch, besonders aber die Mitglieder der Tier- schutzvereiue, zur Pflicht machen, überall auf die Einführung und Nachachtung dieser Verordnung zu Gunsten jener pflicht­treuen und arbeitseifrigen Tiere Hinzuwirken.

*) Wer sich eingehender darüber unterrichten will, dem seien das unlängst erschienene Werk des Professors Fritz Schnitze:Seelenkunde der Tiere und Pflanzen" und besonders Professor RomanesGeistige Entwicklung im Tierreich" empfohlen.