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Regionale und lokale Entwicklungen in Albanien - ausgewählte Beispiele / Dhimitër Doka
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(15 Euro) je Kind und von Sponsoren finanziert. Das Gebäude ist staatlich, wurde aber vor vier Jahren von einer religiösen Organisation erbaut. Ca. 60% der Kinder gehören zu zugewanderten Familien. Wegen verschiedener sozialer Probleme, die sich aus der Zuwande­rung ergeben, müssen diese besonders betreut werden.

Das Problem der fehlenden Ausbildungsinstitutionen(Schulen und Kindergärten) wurde überall in der Stadtperipherie angesprochen. Viele kleine Unternehmer betrachteten die Einrichtung solcher Institu­tionen sogar als eine gute Investitionsmöglichkeit. So würden schon einige Privathäuser in Kindergärten umgewandelt. Ein Beispiel dafür ist der Kindergarten im ersten Stock eines Privathauses in der Strasse Besa, den 70 Kinder, die 3 bis 6 Jahre alt sind, jeden Tag besuchen. Der Preis für den Besuch des Kindergartens wird unterschiedlich nach Besuchsdauer, Verpflegung und Transportleistung in Höhe von 10 bis 50 Euro im Monat erhoben. Die Besitzerin war selbst früher eine Kindergärtnerin. Sie hat vor einem Jahr die Räume gemietet und den Kindergarten gegründet. Auf diese Weise wurde das Problem der Kindergärten in den Wohnquartieren der Peripherie Tiranas teilweise gelöst. Viel problematischer bleibt aber die Situation für die Schulen. In den neuen Wohnquartieren gibt es keine Schulen. Die Schüler müssen jeden Tag lange Wege auf sich nehmen, um eine Schule in der Innenstadt von Tirana zu besuchen. Es gibt noch keine Versuche, auch in der Peripherie Privatschulen zu bauen.

Die Geschäftsleute führen in unseren untersuchten Wohnquartieren vor allem kleine Läden für Lebensmittel und Kleidung. Überwiegend sind sie nicht zufrieden mit ihrem Geschäft, weil die Kaufkraft wegen der schlechten finanziellen Situation der Mehrheit der Wohnbevölke­rung sehr niedrig ist. In fast jedem Lebensmittelgeschäft wird ein Kundenschuldenheft gehalten. Die Kunden, die kein Geld haben, um die gekauften Waren unmittelbar nach dem Einkauf zu zahlen, werden im Heft notiert. Erst später, meistens nach zwei Wochen oder einem Monat, werden die Schulden bezahlt. Ca. 50% der Kunden müssen auf diesem Weg ihre Waren einkaufen. Viele Geschäftsleute sind daher von ihrem Geschäft und ihren getätigten Investitionen ent­täuscht. Meistens machen sie nur weiter, weil sie keine Alternative haben. Zwei von unseren Befragten haben die Investition für ihre Geschäfte durch Arbeitsmigration nach Griechenland und Italien ermöglicht. Sie werden aber das Geschäft wieder schließen und weggehen, wenn die Situation sich nicht bessert.

Die Armut ist für die meisten Bewohner in den Wohnquartieren der Peripherie Tiranas das größte Problem. Die durchschnittlichen Ein­

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