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Regionale und lokale Entwicklungen in Albanien - ausgewählte Beispiele / Dhimitër Doka
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Unter diesen Bedingungen funktioniert die Marktproduktion landwirt­schaftlicher Erzeugnisse kaum als Impuls gebendes Instrument für die Entwicklung der Region. Jeder Bauer versucht individuell seine Pro­dukte auf dem Markt zu verkaufen und ist meist enttäuscht vom geringen Gewinn, den sie abwerfen. Ein weiteres Hindernis sind die schlechten Verkehrsverbindungen, die den Transport von Waren zum Markt erschweren. Auch die von einer dänischen Organisation initiierte Gründung von Märkten in drei Dörfern der Region hat nicht funktio­niert. So erfolgt bis heute der Absatz von inländischen Landwirt­schaftsprodukten zumeist über die individuelle Direktvermarktung der Bauern oder bestenfalls über die Vermittlung einzelner Geschäftsleute.

Die Industrie der Region beschränkt sich im Wesentlichen auf die Leichtindustrie. Auch in der kommunistischen Zeit, als im Allgemeinen die Schwerindustrie Priorität hatte, wurde diese Region hauptsächlich durch die Leichtindustrie geprägt. Der Anteil an der gesamten Industrieproduktion des Landes lag bis 1990 etwa bei 8%(Vjetari Statistikor| Shgiperise 1991, S. 171). Im Bereich der Schwerindustrie war der Bergbau(Steinkohle) besonders wichtig. Er gilt bis heute als ein Gunstfaktor für die weitere industrielle Entwicklung der Region. Nach 1991 wurden viele alte Industriebetriebe aus der kommunisti­schen Zeit, vor allem in den Branchen Textilindustrie, Maschinenbau, Bergbau, still gelegt. So wird heute die Produktion in der Region Korca hauptsächlich von kleinen Industriebetrieben für Lebensmittel oder von Werkstätten und Handwerksbetrieben getragen. Hinzukommen einige neue Textilbetriebe, die im Auftrag von ausländischen Firmen(vor allem aus Griechenland) die billigen Arbeitskräfte der Region nutzen und für den ausländischen Markt arbeiten. Das Bauwesen hat vor allem in der Stadt Korca seine Bedeutung erhöht. Eine zukunftsträch­tige Industrieentwicklung braucht aber große Investitionen, die momentan in der Region fehlen. Angesichts der guten landwirt­schaftlichen Potenziale können der Agroindustrie gute Chancen in der Region eingeräumt werden.

Der Systemwechsel im Jahre 1990/1991 und die wirtschaftliche Trans­formation waren auch in der Region Korca von vielen sozialen Veränderungen begleitet. Ein erstes ernstes Problem war die schnelle Steigerung der Arbeitslosigkeit, besonders in den Städten. Auf dem Lande waren spürbare gesellschaftliche Veränderungen seit dem Privatisierungsbeginn der Landwirtschaft zu beobachten. Während sich die Situation auf dem Lande im Verlaufe des Privatisierungs­prozesses einigermaßen stabilisiert hat, bleibt es bis heute schwierig, für die Stadtbewohner Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen. Die Arbeits­losigkeit muss daher nach wie vor als ein gravierendes soziales

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