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Regionale und lokale Entwicklungen in Albanien - ausgewählte Beispiele / Dhimitër Doka
Entstehung
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Nur die Kommune Bucimas zeichnet sich durch eine Bevölkerungs­zunahme von ca. 14% aus. Diese Kommune ist fast als ein Stadtviertel von Pogradec zu betrachten. Sie verfügt über fruchtbare Böden im Flachland und erstreckt sich entlang des Uferstreifens des Ohridsees. Alle diese Faktoren zusammen machen die Kommune attraktiv. Sie motivieren die Bevölkerung aus anderen Dörfern und Kommunen, nach Bucimas zu ziehen. Auch Einwohner aus der Stadt Pogradec bauen ihre Villen und Geschäfte in Bucimas, vor allem am Seeufer. So ist festzustellen, dass man nur im Fall der Kommune Bucimas von einer Stadt-Land-Wanderung sprechen kann.

Große Unterschiede sind in der Bevölkerungsentwicklung der einzel­nen Dörfer derselben Kommune zu beobachten. So ist beispielsweise in jenen Dörfern, die das kommunale Zentrum bilden, die Bevölke­rungszahl nicht gesunken, sondern in einigen Fällen(Bucimas, Pirg, Voskopoja) sogar gestiegen. Andererseits gibt es inzwischen Dörfer, wie z.B. Krusha und Shipka(in der Kommune Voskopoja), Peshkepi und Barcallek(in der Kommune Bucimas), Bubuq und Qershize(in der Kommune Pirg), wo teilweise nicht mehr als 40 Familien leben oder die sogar fast total verlassen sind.

Die Migration ist der Hauptfaktor aller demographischen Verän­derungen in der Region Korca, besonders im ländlichen Raum. Die Abwanderung der Landbevölkerung aus den Dörfern der Bergregionen in die Städte oder in andere Dörfer und Kommunen ist seit der Wende 1990/1991 ein unaufhaltsames Phänomen in der Region von Korca geworden. Das Hauptmotiv dieser Abwanderung ist die Suche nach besseren Lebensbedingungen. In den Bergregionen sind die Lebens­bedingungen besonders schwierig. Die Ackerfläche, die pro Familie und Person in den Bergregionen zur Verfügung steht, ist extrem klein und reicht nicht aus, dort zu leben. Unter diesen Umständen sind auch die Einkommen sehr niedrig und die Arbeitslosigkeit ist sehr hoch. Nach der Studie einer Expertengruppe aus Korca im Jahre 2002 gilt mehr als die Hälfte der Landbevölkerung der Region als arm und sehr arm(MANOKU/MERSINI 2002, 5.12). Der Kampf gegen Not und Armut zwingt viele Personen und Familien durch die Migration einen Ausweg aus dieser Misere zu finden.

Auch in unseren Untersuchungsdörfern und Kommunen spielt die Migration eine wesentliche Rolle. In Rahmen der Außenmigration tritt sie im ländlichen Raum besonders als ein saisonales Phänomen in Erscheinung. So hat fast jede Familie in den Untersuchungsdörfern zumindest ein Mitglied, das für ein paar Monate im Jahr in Griechen­land arbeitet. Besonders betroffen von diesem Phänomen ist die

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