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Regionale und lokale Entwicklungen in Albanien - ausgewählte Beispiele / Dhimitër Doka
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erwähnen auch die mangelhafte Infrastruktur als ein großes Hindernis für eine bessere Entwicklung in den Dörfern. Besonders betont wird die mangelhafte Ausstattung mit Abwasserkanälen. In vielen Dörfern würde sie gänzlich fehlen. Ebenso bleibe die Versorgung mit Trink­wasser und Strom prekär. Die Landwirtschaft müsse wie im Mittelalter ohne Mechanisierung auskommen. Es fehle an Investitionen im ländlichen Raum. Im sozialen Bereich habe die Abwanderung das familiäre Zusammenleben zerstört und zahlreiche Dörfer fast total entvölkert. Die Situation der Ausbildung und Gesundheitsversorgung wird allgemein als nicht so problematisch bezeichnet. In bestimmten Dörfern(Pirg, Voskop, Drenove) wird jedoch die Qualität des Unter­richts und die Ausstattung der Schulen als sehr leistungsschwach angesprochen.

Die Privatisierung der Landwirtschaft nach der Wende sei im Allge­mein ohne große Schwierigkeiten durchgeführt worden. Es gebe aber trotzdem noch Unklarheiten und Probleme zwischen den alten und neuen Grundbesitzern. Diese Privatisierung habe im ländlichen Raum fast nur den Boden betroffen. Anderer Besitz(Häuser, Geräte, Vieh) wurde sofort nach der Wende ohne bestimmte Regeln verteilt oder okkupiert.

3.4.3.3 Bewertung von Migration

Die Migration wird von den Befragten insgesamt als positiv und notwendig eingeschätzt. Nach Aussage aller Befragten wäre ohne Migration die allgemeine sozioökonomische Situation in den ausge­wählten Dörfern und Kommunen noch problematischer. Einerseits führe die Emigration zur Senkung der Arbeitslosigkeit, weil ein großer Teil der erwerbsfähigen Bevölkerung emigriere. Andererseits stellten die Emigranten eine wichtige Hilfe für ihre Familien dar. Ca. 90% der Emigranten schickten Geld an die in den Dörfern zurückgebliebenen Verwandten. Durchschnittlich seien dies ca. 2.000 Euro pro Jahr, die jede Familie von emigrierten Angehörigen erhalte. Daher bezeichnen die Verwaltungsvertreter die Migration als die größte Hilfe bei der Alltagsbewältigung in vielen Familien. Für viele sei die Emigration sogar die einzige Möglichkeit zu überleben. Von jeder Familie so die Bürgermeister der Kommunen von Voskop, Ligenas und Pirg hielten sich ein bis zwei Mitglieder im Ausland auf. Im Fall der genannten Kommunen handele es sich meist um kurzfristige, zirkuläre Arbeits­migration vor allem nach Griechenland, aber auch nach Mazedonien (aus Ligenas). Der Schuldirektor von Ligenas weist darauf hin, dass sogar alle Bauern der Gemeinde jedes Jahr für ein paar Monate nach

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