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Regionale und lokale Entwicklungen in Albanien - ausgewählte Beispiele / Dhimitër Doka
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sozialen Vorteilen betrachtet. Die Migranten kehrten zurück mit einer neuen Mentalität, neuen Auffassungen gegenüber Arbeit und Investi­tionen und hätten neue Berufe kennen gelernt.

Der Binnenmigration wird zurzeit von den Befragten keine große Bedeutung beigemessen. Sie sei besonders Mitte der 90er Jahre viel wichtiger als heute gewesen. Als Grund wird angegeben, dass einer­seits durch die Binnenmigration sich die Lebenssituation nur wenig verändert habe und andererseits das Abwanderungspotenzial bereits ausgeschöpft sei. Die zurückgebliebene Bevölkerung sei entweder nicht an Binnenmigration interessiert oder sehe sich wegen finanzieller Probleme nicht imstande, die Kosten der Abwanderung aufzubringen. Trotzdem herrsche noch in vielen Dörfern der Bergregionen die Tendenz, in andere Dörfer, wo die Lebensbedingungen etwas besser seien, abzuwandern, meist innerhalb derselben Kommune. Die zuerst abgewanderten Personen und Familien holten ihre Verwanden nach, so dass sich die Binnenmigration weiter fortsetze. Für einige Dörfer, vor allem die Zentren der Gemeinden, bedeute dies, dass ihre Bevölkerungszahl ansteige oder zumindest unverändert bleibe. So berichtet z.B. der Bürgermeister von Pirg über die Situation in seiner Gemeinde, dass zwar aus den Dörfern einzelne Personen und Familien Richtung Tirana und Durres abgewandert seien, an deren Stelle aber neue Familien aus den Berggebieten von Gora und Opari zugewandert seien. Die Einwohnerzahl der Gemeinde verändere sich deshalb fast nicht. Eine ähnliche Situation sei auch in der Gemeinde Bucimas festzustellen, die aufgrund der Binnenmigration sogar eine Zunahme ihrer Bevölkerungszahl zu verzeichnen habe. In den Gemeinden mit Zuwanderung wird als ein besonderes Problem die Integration der neuen Familien genannt. Die neuen Familien besäßen kein Land im neuen Wohnort. Auch wenn sie ein Haus kauften, könnten sie kein Land erwerben, denn wegen der Probleme hinsicht­lich der Reprivatisierung könne man Land nicht kaufen und verkaufen. So blieben viele neue Einwohner arbeitslos und belasteten die soziale Situation in den Zuwanderungsdörfern. In den Gemeinden Bucimas und Pirg seien die meisten Familien, die eine Sozialhilfe bezögen, zugewanderte Familien aus den Bergregionen.

Die Kommunen von Voskopoja, Voskop und Drenova verlören weiter Bevölkerung durch Binnenmigration, nicht aber im selben Maße wie durch Außenmigration. Für die Gemeinde Ligenas spiele die Binnen­migration kaum eine Rolle.

Besonders problematisch wirke sich die Binnenmigration in einigen Bergdörfern aus, die geradezu entleert würden. So beständen z.B. in

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