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Regionale und lokale Entwicklungen in Albanien - ausgewählte Beispiele / Dhimitër Doka
Entstehung
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den Dörfern Bubuqg und Qershize in der Gemeinde Pirg nur noch fünf bzw. sieben bewohnte Häuser. In den Dörfern Krusha und Shipka in der Gemeinde Voskopoja lebten nicht mehr als 40 bzw. 60 Familien. Für solche Dörfer sei die Situation nach Meinung von Verwaltungs­vertretern hoffnungslos. Zusammen mit der Bevölkerung verlören diese Dörfer alles: staatliche Unterstützung, öffentliche Institutionen, private Investitionen. In einigen Jahren werden diese Dörfer wahr­scheinlich nicht mehr existieren, so die Bürgermeister von Pirg und Voskopoja.

Konzepte, konkrete Maßnahmen und Perspektiven für die weitere Entwicklung in den ausgewählten Dörfern und Kommunen in direktem Zusammenhang mit Migration werden von den Befragten kaum ange­sprochen. Meist wird die Migration als wichtiges Hilfsmittel gesehen, um die heutige schwierige Situation der sozioökonomischen Transfor­mation zu überwinden. Nur in wenigen Fällen würden die Einkommen aus der Migration bisher als Investitionsquellen benutzt. Ebenso herrscht die Meinung vor, dass die Migration in ihren beiden Formen, besonders in der Form der kurzfristigen Außenmigration, noch viele Jahre weiterexistieren wird, nämlich solange die heutigen sozioökono­mischen Probleme und Schwierigkeiten in den ausgewählten Dörfern bestehen. Da die Migration vor allem ein illegales Phänomen ist, fühlten sich die regionalen und lokalen Verwaltungsvertreter nicht in der Lage, auf diesen Prozess Einfluss zu nehmen. Es fehle an einer staatlichen Migrationspolitik, um sowohl die Binnenmigration als auch die Außenmigration durch bilaterale Migrations- und Entwicklungs­programme mit Nachbarstaaten zu regeln.

3.4.3.4 Arbeitsmarkt und Wirtschaftsstruktur

Die schwierige Situation auf dem Arbeitsmarkt und die schlecht entwickelte Wirtschaftsstruktur werden von allen Befragten in den ausgewählten Dörfern und Kommunen als eines der großen Probleme bezeichnet. Die Landwirtschaft bleibe der wichtigste Beschäftigungs­bereich, bringe den meisten Familien aber zu wenig Einkommen. Die Privatisierung der Landwirtschaft wird zwar als ein Vorteil der heutigen Zeit geschätzt, sei aber von vielen Problemen und Schwierigkeiten begleitet. So seien z.B. die Flurzersplitterung und damit die ungünstige Betriebsgrößenstruktur große Hindernisse. Die Betriebe der Einzel­bauern seien zu klein, um effizient zu wirtschaften. Ein anderes erheb­liches Problem wird in der schlechtentechnischen Ausstattung der Landwirtschaft mit Maschinen, Geräten und Düngemitteln gesehen. Mit der Auflösung der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaf­

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