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Regionale und lokale Entwicklungen in Albanien - ausgewählte Beispiele / Dhimitër Doka
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Eie direktes Zeugnis für den niedrigen Lebensstandard und die schlechten Einkommensverhältnisse in den ausgewählten Dörfern und Kommunen ist auch die Art und Weise, wie die Dorffamilien ihre Ein­kommen ausgeben. So teilen alle Befragten mit, dass durchschnittlich über 70% des gesamten Einkommens nur für die Ernährung ausge­geben wird. Von der betroffenen Dorfbevölkerung wird diese Situation als noch problematischer bezeichnet. Viele Familien gäben ihr gesam­tes Einkommen nur für das tägliche Leben aus, so dass nichts als Ersparnis oder für andere Zwecke übrig bleibt. Zunächst verbrauchten viele Familien einen großen Teil ihres monatlichen Einkommens für die Begleichung ihrer Schulden bei den Geschäften, so bleibe ihnen zu wenig übrig für weitere Ausgaben. Die Ausgaben für Kleidung nähmen nicht mehr als 10% des monatlichen Einkommens ein. Andere Ausgaben entfielen auf Strom- und Wasserverbrauch, Trans­port und medizinische Versorgung. Die befragten Dorfbewohner geben keine Ausgaben für Freizeit und Urlaub an. Nur für Hochzeiten und ähnliche Gelegenheiten seien Ausgaben vorgesehen. Diese werden aber mehr als Pflicht denn als Vergnügen bezeichnet.

Eine soziale Polarisierung zwischen armen und reichen Leuten und Familien wird in den ausgewählten Dörfern nur in einzelnen Fällen erwähnt. Allgemein bestünden keine großen Unterschiede im Lebens­standard zwischen den verschiedenen Volksgruppen. Die meisten Dorffamilien hätten fast dieselben Lebenschancen. Nur die Familien, denen die Arbeitsmigration besonders gut gelungen sei, besäßen einen besseren Lebensstandard und könnten in letzter Zeit auch in bestimmte private Unternehmen investieren so ein Befragter in Bucimas. In der Kommune Pirg werden etwa 30 Roma-Familien er­wähnt, die in besonders schlechten Verhältnissen lebten.

Konzepte, Maßnahmen und Perspektiven für die weitere Entwicklung hinsichtlich des Lebensstandards und der Einkommensverhältnisse werden nur allgemein angesprochen. Die Vertreter der regionalen und lokalen Verwaltung fühlen sich offenbar nicht imstande, die Situation zu ändern. Sie überlassen das Problem der Eigeninitiative der Dorfbewohner in der Hoffnung, dass jeder weiter seinen Chancen nachgehen wird, um die Lebenssituation für sich selbst zu verbessern. Die Dorfbewohner machen für ihre schwierige Lebenssituation aber den Staat und die regionalen und lokalen Behörden verantwortlich. Sie halten die Aufmerksamkeit des Staates und seiner Verwaltungs­vertreter ihnen gegenüber für zu gering und fordern viel mehr Unter­stützung bei der Überwindung der heutigen schwierigen Lebens­situation.

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