3.4.3.6 Kampf gegen die Armut
Die Armut stellt wie überall in Albanien so auch in den ausgewählten Dörfern und Kommunen der Region von Korca das größte Problem dar. Aus verschiedenen Angaben und den Befragungen geht hervor, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung in den ausgewählten Dörfern und Kommunen sehr arm bzw. arm sind. So bestätigen die Vertreter der regionalen und lokalen Verwaltung, dass ca. 10% der Dorffamilien sehr arm sind. Das heißt, dass die Einkommen dieser Familien selbst für die Ernährung nicht ausreichen. Für mehr als 40% der Familien reiche das Einkommen meist nur für das Essen, diese werden hier als arm bezeichnet(vgl. oben Kap. 3.4.1). Weitere Familien könnten mit ihrem Einkommen das tägliche Leben bestreiten und nur ca. 11% könnten auch etwas sparen.
Unter diesen Umständen bezeichnen alle Befragten den Kampf gegen die Armut als die wichtigste Aufgabe in der allgemeinen schwierigen sozioökonomischen Situation. Laut Vertretern von Nicht- Regierungsorganisationen habe das Problem eine multidimensionale Bedeutung. So gehe es nicht einfach um die schwierige Lage bei der Versorgung mit Essen und Kleidern, sondern auch um viel weitgehendere soziale Effekte, wie z.B.: Ausschluss aus der Gesellschaft und dem Wirtschaftsleben, emotionalen Stress aufgrund der unsicheren Lebensumstände, das Gefühl des ungeschützt seins vor verschiedenen Lebensrisiken und die verlorene Hoffnung auf ein besseres Leben. Trotzdem wird in den ausgewählten Dörfern unter dem Begriff Armut vor allem die mangelnde Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln, Kleidung und Wohnmöglichkeiten verstanden.
Als Hauptgrund der auftretenden Armut wird vor allem die hohe Arbeitslosigkeit genannt. In einer besonders schwierigen Lage befinden sich die Familien, die wenig Ackerland zur Verfügung und keine anderen Unterstützungsmöglichkeiten haben. Ein klares Indiz für das hohe Armutsniveau ist das Anschreiben lassen beim Einkauf in den örtlichen Geschäften— entsprechende Hefte sind, wie oben bereits beschrieben, in fast jedem Geschäft in den Dörfern vorhanden. So haben alle befragten Geschäftsleute in den Dörfern das so genannte „Schuldenheft“ gezeigt. Durchschnittlich müssten ca. 30% der Dorffamilien diesen Weg beschreiten. Bei vielen bestehe keine Aussicht, eines Tages wieder schuldenfrei zu sein.
Für die Bewältigung dieser schwierigen Situation und den Kampf
gegen die Armut nennen die Befragten der verschiedenen Ebenen unterschiedliche Maßnahmen: So hoffen die regionalen Verwaltungs
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