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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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terem Wetter. Dieſer Blick auf das alte ehrenwerthe Branden­burg, auf die Menge naher Doͤrfer und Vorwerke, auf die Huͤ­gel und Berge,(z. B. bei Klein-Kreuz, bei Gotz, im Suͤd weſten ꝛc.,) auf die mannichfachen Baumgruppen und Alleen, auf die mit Schiffen und Segeln faſt immer belebte Havel, auf die Spiegel der vielen Seen, auf die mit Pappeln beſetzte, weit ſich hinſtreckende Kunſtſtraße iſt eine Ausſicht, wie man ſie ſelten genießt, wie man ſie in der Mark nicht erwartet. Außer dieſem, dem ſchoͤnſten Punkte bei Brandenburg genießt man auch faſt auf allen Wegen und Spaziergaͤngen herrlicher Anſichten, z. B. von der Langen Brücke nach dem Dome und auf der andern Seite die Havel hinab, vom Grillendamm auf die Neuſtadt und den Dom. Sodann hat man liebliche Durchſichten vom Mühlen: damme rechts uͤber die Havel nach der Chauſſee, den Goͤtzer und Kreuzer Bergen, links auf die Altſtadt und den Marien berg. Einen reizenden Spaziergang gewährt der Wall neben der Altſtadt zwiſchen dem Plauer und Rathenower Thore. Bald wird ſich auch die Neuſtadt eines ſolchen zu ruͤhmen haben. So kann Brandenburg hinſichtlich ſeiner Lage und feiner Umgebun gen mit Fug und Recht zu denjenigen Punkten in der Mark gezählt werden, welche ſich durch Anmuth und Lieblichkeit aus zeichnen, und es iſt nicht zu viel geſagt, wenn wir es gleich hinter Freienwalde und Potsdam ſtellen.

Iſt dieſem zufolge unſere Stadt ſchon durch ihre Gegenwart der Beachtung und der Liebe nicht unwerth, ſo iſt ſie es noch weit mehr durch ihre Vergangenheit: in der Hinſicht überragt ſie ſelbſt, obwohl laͤngſt von ihnen an Pracht, Groͤße, Schoͤn heit übertroffen, ihre beiden ſtolzen Schweſtern, Berlin, die wahrhaft koͤnigliche Koͤnigsſtadt, und Potsdam, nicht mit Unrecht wegen ſeiner herrlichen romantiſchen Lage der Lieblingsſitz un ſerer hohen Regentenfamilie. Brandenburg hat aber eine hiſto­riſch merkwuͤrdige Vorzeit, die jene entbehren. Taucht es ja doch ſchon zu Anfang des zehnten Jahrhunderts herauf aus dem Dunkel der Vorzeit! Es iſt der erſte Platz hier diesſeit der Elbe, den die Geſchichte namhaft macht. Damals war es eine Feſte der Slaven, der Sitz eines einheimiſchen Fuͤrſten oder Knjaͤſen, und es wüͤthete bereits der ungeheure Kampf, welcher eben ſo