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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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ſelbſt gehörten zu dem ausgebreiteten Stamme der Luitizier(19) (zwiſchen Elbe und Oder), galten unter dieſen fuͤr die haͤrteſte Voͤlkerſchaft(durissimam gentem), als welche ſie ſich auch in der Geſchichte bewährt haben; denn fie haben am laͤngſten gegen die Deutſche Herrſchaft angekaͤmpft. Diejenigen unter ih­nen, welche auf der rechten Seite der Havel wohnten, hießen bei den Deutſchen nach dieſem Fluſſe Heveller, ihr Land Hevel dun(Havelland). Daher es von Brandenburg in den Quellen dieſer erſten Periode heißt bald, es laͤge in Stodor, bald, es läge im Heveldun(2). Wahrſcheinlich herrſchten hier, wie im übrigen Slavenlande, vom Anfange an kleine, von einander unabhängige, erbliche Fuͤrſten, Knjaͤſe in der Nationalſprache genannt, de­ren wir ſpaͤter ſelbſt in Brandenburg mehrere antreffen werden. Denn an ein gemeinſames Oberhaupt uͤber ganze große Länder war bei der Zerſtuͤckelung des Volkes nicht zu denken. Nur bis: weilen haben ſich Einzelne zu Haͤuptern mehrerer Stämme er: hoben, theils durch Tapferkeit, Muth und Einſicht, theils durch Waffengluͤck, z. B. der Boͤhmenkoͤnig Samo(ſeit 627), deſſen Herrſchaft ſich bis an die Havel erſtreckt haben mag(?); aber nur auf Lebenszeit, oder ſo lange ſie gluͤcklich im Kriege waren, dauerte ihr Übergewicht: ſolches gründete ſich bloß immer auf gut: willige Anerkennung der kleinern Fürften(). Dieſes vereinzelte und zerriſſene Weſen iſt ein Hauptgrund geworden, daß das Volk auch hier in dieſer Gegend den Deutſchen Waffen unterlegen. So lange die Germaniſchen Nationen vorruͤckten, fo lange ſcheinen ſie mit den Slaven in keine ernſthaften Haͤndel gerathen zu ſein: ſie mochten denſelben friedlich die Gegenden uͤberlaſſen, aus welchen ſie eben auswanderten. Endlich aber war die Gaͤh rung unter den Deutſchen Voͤlkern verbrauſt; fie gewannen feſte Wohnſitze; es erfolgte ein allgemeiner Stillſtand. Das war na mentlich der Fall mit den kraͤftigen, kriegeriſchen Franken jenſeit

) Dies iſt urſpruͤnglich ein allgemeiner Name. Von ihrer Tapferkeit hießen fie ſo. Helmold J. S. 2.

) v. Raumer S. 68. Nr. 338. S. 37. Nr. 160. Riedel: die Mark Brandenburg. B. J. S. 322.

) Vgl. Palacky a. a. D. S. 71 ff,

) Vgl. v. Raumer S. 91. zu Nr. 482.