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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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Solchen bermuth glaubte Karl nicht dulden zu dürfen, Im Jahre 789 zog er in Sachſen ein bedeutendes Heer zuſammen und ſetzte mit demſelben auf zwei Brücken uber die Elbe der erſte Schritt zur Eroberung, zur Germaniſirung der diesſeitigen Laͤnder. Wo der Übergang, wo der Einbruch ins feindliche Ge= biet geſchehen, iſt nicht genau zu ermitteln, da der Fluß Ha­bola, auf welchem Karln die Frieſiſchen Huͤlfsvoͤlker zukamen, ſchwerlich die Havel iſt. Der Zug ging wahrſcheinlich durch die Priegnitz und die Ukermark nach Pommern hin, alſo entfernt vor Brandenburg vorbei. Allen hiſtoriſchen Nachrichten zuwi der laͤuft es, wenn frühere Geſchichtſchreiber behauptet haben, Karl waͤre auch in die hieſigen Gegenden gekommen, haͤtte in Oſten von Brandenburg an zwei Stellen, rechts und links der Havel, das Zeichen des Chriſtenthumes, ein Kreuz, aufgerichtet; danach wären die beiden nachmals dort angelegten Dörfer Klein­und Groß-Kreuz benannt worden. Dem widerſpricht auch der urſprungliche Name dieſer Dorfer; denn fie heißen eigentlich Kreuzwitz(in alten Urkunden Krucewitz) und legen durch dieſe ihre Namensform die Endung witz iſt bekanntlich aͤcht Sla viſch klar an den Tag, daß ſie Wendiſchen Urſprungs ſind.

Karl begnuͤgte ſich, die rauhen Länder feiner Feinde zu durch ziehen, fie auszupluͤndern, von den Fuͤrſten das Verſprechen der Unterwürfigkeit und der Zinsleiſtung anzunehmen und kehrte dann wieder uber die Elbe zurück, ohne weitere Anſpruͤche an die Beſiegten zu machen, ſo wie man uͤberhaupt den Deutſchen es nicht zum Vorwurf anrechnen kann, daß fie die Slaven aus wirklicher Eroberungsſucht bekriegt hätten: dieſe noͤthigten viel­mehr durch ihre unablaͤſſigen Raͤubereien und Empoͤrungen, durch Nichtachten der gemeinſten rechtlichen Verhaͤltniſſe zu ernſten Maßregeln. Weil Karl indeß, ſchon uͤberzeugt von der Wandel barkeit Slaviſcher Treue, dem Frieden nicht traute, die Gegend an der Mittelelbe auch einer der entfernteſten Punkte ſeines Reiches war, ſo glaubte er dieſelbe durch beſondere Schutzmittel ſichern zu muͤſſen. Zu dem Ende legte er auf dem rechten Ufer des Stromes die Feſte Magdeburg an, aus welcher ſich ſpaͤter eine bedeutende Stadt entwickelte, die ein wahres Bollwerk ge­gen die Slaven wurde, den Deutſchen einen bequemen Übergang.