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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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wanderung oder vorher Inſaſſen der hieſigen Gegend geweſen ſeien, und gegen die diesfallſige Erklärung einer Stelle bei Hel­mold(1) laſſen ſich ſehr gerechte Bedenken erheben. Sodann iſt es nicht glaublich, daß ſich der Name eines Deutſchen Volks ſtammes inmitten einer andern fremden, zahlreichen, herrſchen­den, Alles Slaviſirenden Nation drei bis vier Jahrhunderte er halten haben ſollte, dergeſtalt, daß das Volk ſelbſt laͤngſt aus der Geſchichte verſchwunden, der Name aber an einem kleinen Berge haften geblieben waͤre.

Bei fo bewandten Umſtaͤnden wird uns Niemand verargen, wenn wir feſthalten an jener Sage. Haben ihr ja doch auch ſchon mehrere gewichtige Geſchichtſchreiber der fruͤhern Zeit, ein Sabinus, Garcäͤus, Angelus(2) ꝛc. gehuldigt; nur ein Gund ling() hat verſucht, fie lächerlich zu machen, fie aber weder mit giltigen Gruͤnden widerlegt, noch die andere mit triftigen Gruͤnden unterſtuͤtzt, die, daß Heruler vor der Einwanderung der Slaven hier gewohnt und, weil ſie auch Harlunger geheißen, dem Berge ſeinen Namen gegeben haͤtten. Wird ja eben durch jene Sage das ſonſt ganz unaufloͤsbare Raͤthſel, warum unſer Berg ehemals Harlunger Berg(mons Harlungorum, mons Harlungus) genannt ward, auf eine ſo leichte, ſo einfache Weiſe geloͤſt! Bei dieſer Gelegenheit ſei noch bemerkt, daß in zwei Urkunden des hieſigen Domcapitels vom Jahre 1195 und 1197 69) ein Ort Harlungate vorkommt, in welchem damals ein Prieſter Namens Walter fungirt habe. Es kann darunter kaum etwas Anderes verſtanden werden, als ein Theil der nachmaligen Alt­ſtadt(Harlungate= Harlunggaſſe?), der in die Marienkirche

) Vgl.(v. Raumer:) Über die aͤltere Verfaſſung der Mark Bran­denburg. S. J.

S. Gottſchling's Beſchr. der Stadt Alt⸗Brandenburg. S. 31 f.

) De Henrico Aueupe pag. 159. 161.;

) Bei Gercken(Stiftshiſtorie von Brandenburg) Nr. XXIV und XXVI. In der letzten Urkunde ſteht bei Gercken faͤlſchlich Har­lungsberg, bei Buchholtz(Geſchichte der Mark Brandenburg. B. IV. Uurkundenanhang. S. 42.) in der erſten gar Harlemgate. Eine ausdruͤckliche Einſicht in die Urkunden ſelbſt hat mich uͤber die Rich­tigkeit des oben Gegebenen belehrt..