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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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Urkunden vor(i) zu beaufſichtigen(2). In kurzem gaben die ewig Unruhigen Gelegenheit, von dieſer Gewalt Gebrauch zu machen. Es war im Jahre 939; Otto war am Rheine be ſchaͤftigt, die noͤrdlichen Theile ſeines Reiches nicht unwahr ſcheinlich von Truppen entbloͤßt. Dieſen Zeitpunkt nahmen die Slaven wahr: die Obotriten machen den Anfang der Empoͤ rung, überfallen den kaiſerlichen Statthalter in ihren Grenzen, Haiko, und vernichten ihn und fein Heer. Das iſt für ihre Stammgenoſſen, auch an der Mittelelbe, das Signal zu glei­chem Aufſtande, und ſchon fangen auch ſie an zu ſengen und zu morden. Hier nur waltet der mächtige Gero; fie fürchten ſeinen gewaltigen Arm: er ſoll aus dem Wege geſchafft werden. Zu dem Ende verſchwoͤren ſich dreißig ihrer Fürſten, unter ihnen zuverlaͤſſig auch der Knjaͤs von Brandenburg. Gero indeß er­haͤlt heimliche Kunde von ihrem Anſchlage und kommt ihnen zu­vor. Er ladet ſie zu ſich ein, bewirthet ſie, und als ſie voll der Speiſen und trunken vom Weine find(a), läßt er fie ins geſammt in einer einzigen Nacht umbringen. Der Ort, wo ſol­ches geſchehen, wird in den Quellen nicht angeführt. Von allen Fuͤrſten im tributaͤren Slavenlande war nur ein einziger übrig geblieben; das war der Neffe Tugumirs; ſein Name iſt nicht genannt. Dieſer nimmt Beſitz vom erledigten Fuͤrſtenthume ſei­nes Großvaters in Brandenburg, ſpielt hier den Herrn. Jetz handelt ſich's darum, wie Gero Stadt und Umgegend wieder gewoͤnne: ſoll er Liſt, ſoll er Gewalt anwenden? Er verſucht die erſtere, und fie gluͤckt. Es war nämlich() von Heinz

) Vgl. v. Raumer's Reg. S. 31. Nr. 130 f.

*) Vgl. v. Raumer S. 33. Nr. 38. Barbari Geronem, quem sibi rex praefecerat ete.

) Annal. Saxo beim Jahre 940, S. 268. Er gibt mehr als v. Raumer (Reg. S. 33. Nr. 138.) ausgezogen hat.

) Der nun folgende Theil des Factums iſt faſt von allen Maͤrkiſchen Geſchichtſchreibern verſchieden erzählt worden: der Grund iſt, weil die Worte in der Beweisſtelle(v. Raumer a. a. O. Nr. 39. 139.) et­was dunkel ſind. Es kommt Alles darauf an, wie man den Ausdruck relinquere faßt, und den eben hat man immer falſch gedeutet. Selbſt v. Leutſch(Markgraf Gero S. 43.), v. Raumer(über die aͤltere