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rich J. bei ſeinem Sterben, wie es in den Quellen heißt, ein Slave hinterlaſſen worden, welcher nach dem Rechte, was bei ſeinem Volke galt, einſt ſeinem Vater in der Regierung folgen, Herrſcher über die Heveller werden ſollte. Dies war eben jener Tugumir. Gewiß wurde er, wie ſchon oben erinnert, in Sachfen zurückgehalten als eine Art von Geiſel. Er wird mit vielem Gelde beſtochen und mit noch größeren Verſprechungen gewon— nen, und ſo gibt er die Zuſage, das Land zu verrathen. Wie wenn er heimlich den Deutſchen entſchluͤpft wäre, kommt er hierher nach Brandenburg, wird vom Volke anerkannt als der, dem die erledigte Herrſchaft gebuͤhre, und als ihr Gebieter aufs genommen, und in kurzem erfuͤllt er ſein Verſprechen. Seinen Neffen nämlich, welcher ihm an der Ausfuͤhrung feines Verra— thes hätte hinderlich fein koͤnnen, lockt er zu ſich, nimmt hin— terliſtig ihn gefangen, toͤdtet ihn und— uͤbergibt Stadt und Land der Herrſchaft des Kaiſers, d. h. auf jeden Fall nichts Anderes, als: er verpflichtete ſich und ſeine Unterthanen zu einem jährlichen Tribute. So ward Brandenburg ohne Schwert— ſtreich wieder gewonnen, und der Fall dieſer Feſte— für ſo wichtig wurde fie damals gehalten— bewirkte, daß alle Slaviſchen Staͤmme bis zur Oder Tugumirs Beiſpiele folgten: auch fie gelobten Tribut. So war nun Brandenburg rings von lau— ter dem Kaiſer gehorchenden Laͤndern umgeben, und Alles hatte den Anſchein, wie wenn ſchon jetzt unſere Stadt auf immer dem Deutſchen Reiche angehoͤren ſollte. Obendrein ſtarb bald darauf Tugumir(*), wahrſcheinlich ohne Kinder, und fo fiel denn fein Gebiet— über deſſen Umfang wir freilich nicht urtheilen koͤnnen, da es hieruͤber gaͤnzlich an Nachrichten mangelt— an den Kaiſer, welcher es darum auch in der merkwuͤrdigen Urkunde über die Stiftung des Brandenburger Bisthums ſein ererbtes
Verfaſſung S. 17.), Riedel(die Mark Brandenburg J. S. 318. Note 2.) haben das Richtige nicht geſehen. Man nehme relinquere in der gewohnlichen Bedeutung: zuruͤcklaſſen beim Sterben, und Alles iſt klar. Der Satz: qui— esset zeigt den Zweck an, weshalb Heinrich den Tugumir mitgenommen und bis zu ſeinem Tode bei ſich behalten hatte. Vgl. oben S. 32. Note 4.
) S. v. Raumer S. 33. Nr. 140.