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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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und Pommern. Er war Chriſt geworden und hielt es als ſol­cher mehr mit feinen Glaubensgenoſſen im üͤberelbiſchen Sach­ſen als mit ſeinen Landsleuten; namentlich fuͤhlte er ſich zum Herzog Bernhard, dem damaligen Markgrafen der Nordmark, hingezogen. Er wagte es ſogar, um deſſen Nichte anzuhalten, und ſie ward ihm verſprochen. Um ſolcher ehelichen Verbin­dung deſto würdiger zu werden, ließ er ein Hulfscorps von 1000 Reitern unter Anfuͤhrung feines Sohnes(*) zum Heere des Herzogs ſtoßen, als dieſer nach Italien eilte dem Kaiſer zur Hülfe. Nach Bernhards Ruͤckkehr bat Miſtewoi um Voll ziehung des ehelichen Buͤndniſſes; allein Dietrich ſuchte ſolches zu hintertreiben, indem er oͤffentlich erklaͤrte, die Blutsverwandte eines Deutſchen Herzogs dürfte keinem»Hunde« gegeben wer­den. Kaum hatte Miſtewoi dieſe ſchnoͤden Worte vernommen, als er entruͤſtet davon ging, und obwohl der Herzog, ſeine That bereuend, ihm Boten nachſandte mit der Aufforderung zurück: zukehren und die Braut heimzufüͤhren, der Slave lehnte es ab und erklaͤrte: es muͤſſe ja die edle Nichte eines hohen Fürz ſten nur einem vornehmen Man ne, nicht aber einem Hunde mitgegeben werden.»Uns Slaven«, fügte er hinzu,»wird treff­lich vergolten fuͤr unſere Dienſtwilligkeit, fo daß wir nun für Hunde angeſehen werden, nicht für Menſchen. Wenn aber der Hund wird anfangen, wird er tuͤchtig beißen,« Mit dieſen Wor­ten kehrt er in ſein Land zuruͤck, geht zu ſeinen Stammgenoſſen (im heutigen Mecklenburg-Strelitz), zu den Luitiziern in der Stadt Redra, ruft dahin alle Slaviſchen Fürften aus dem gan­zen Oſten zuſammen und erzählt ihnen die erlittene Schmach.

hier nicht unbemerkt bleiben, daß ich bei Darſtellung dieſer Bege­benheit hauptſaͤchlich dem Helmold und Sabinus gefolgt bin, welche fie beide am ausfuͤhrlichſten erzählen, Freilich ſetzen beide das Jahr 1002, wo ebenfalls eine große Empoͤrung ſtatt fand. Allein dem gleichzeitigen Schriftſteller Ditmar(* 1018) iſt mehr zu trauen: er gibt die Sache beim Jahre 983,

) Manche Chroniſten laſſen den Miſtewoi ſelbſt mit nach Italien ge­hen. Dieſer Feldzug des Kaiſers lief bekanntlich ſehr ungluͤcklich ab: Otto II. ward bei Baſantello in Ealabrien geſchlagen(982). Bei dieſer Affaire gingen auch faſt alle jene Slaviſchen Reiter zu Grunde.