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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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(am 2. Juli) erſchien der feindliche Haufe vor Brandenburg, des Morgens um ein Uhr. Der Biſchof Volkmar, welcher dieſe Würde nach Dodilo's Ermordung(980) bekommen hatte, ret­tete ſich zuerſt, darauf, am Tage ſelbſt, Dietrich und ſeine Sol­daten, obwohl mit genauer Noth. Der letztere hatte den Einz wohnern die Weiſung hinterlaſſen, ſich ſtandhaft zu vertheidigen, bis er ihnen würde zu Hülfe eilen; wäre es ihnen indeß nicht möglich ſich zu halten, fo möchten fie thun, was die Umſtuͤnde erheiſchten. Miſtewoi ſchlug ein Lager vor der Stadt auf und ſandte einen Abgeordneten, die Bewohner zur Übergabe aufzu­fordern; im Weigerungsfalle würde er, gewaͤnne er den Platz, Alles der Pluͤnderung Preis geben. Durch ſolche Drohworte ge­ſchreckt, ergaben ſich die Brandenburger, von dieſer Maßregel eine Milderung ihres Schickſals erwartend. Allein als die Wen den in die Stadt kamen, vergaßen ſie aller geleiſteten Zuſage, fielen über die Einwohner her, pluͤnderten die Haͤuſer, erſchlu gen die Maͤnner, verunehrten Frauen und Maͤdchen, ergriffen die Prieſter, ſchleppten ſie in die Kirche und erwuͤrgten fie daz ſelbſt, zerhieben fie dann in Stücke und warfen ſolche vor die Altaͤre und vor die Bildniſſe der Heiligen. Die biſchoͤfliche Kirche erfuhr gleiches Schickſal wie die in Havelberg: auch ſie wurde zerſtoͤrt. Ja man grub den Leichnam des Biſchofs Dodilo, wel­cher ſchon drei Jahre im Grabe gelegen, wieder aus und be raubte ihn ſeines prieſterlichen Schmuckes; darauf ward er wies der beigeſetzt. Der ganze Kirchenſchatz wurde zerſtreuet. Und mit dieſer Vernichtung alles Chriſtlichen nicht zufrieden, ſtell ten ſie nun auch das Heidenthum wieder her. Brandenburg ward ſeitdem der Sitz des Dienſtes des Triglaff. Dieſen Goͤtzen mochten die Redarier aus Pommern mitgebracht haben, wo er vor allem zu Haufe war(3). Man wies ihm nach Art aller Heiden, welche immer Anhoͤhen zu Wohnplaͤtzen ihrer Götter zu erwaͤhlen pflegten, ſeine Staͤtte auf dem Harlunger Berge an; dort bauete man ihm hoͤchſt wahrſcheinlich eine Art Capelle; von hier ſah er weit hinaus in die Umgegend, ſo recht zum Hohne der ganzen Chriſtenheit, deren Religion er triumphirend

) Vgl. Kantzow's Chronik von Pommern. S. 25.(Ausg. v. Boͤhmer.)