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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
Entstehung
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zeichen fuͤr die Wiedergewinnung der Obmacht der Deutſchen hier in dieſen Gegenden, daß er nach dem Tode des Markgra­fen Lothar(1003) dieſe Würde der Wittwe desſelben verkaufte zum Beſten ihres Sohnes Werner, eines unſittlichen Abentheu­rers. Und doch haͤtte es in dieſer Zeit gerade eines recht tuͤch­tigen und kraͤftigen Mannes in den hieſigen Landen bedurft, da ſich Polen anfing unter dem bekannten Boleslaus Chrabry(1) zu erheben und für die nördlichen Provinzen des Deutſchen Reiz ches ſo hoͤchſt gefaͤhrlich zu werden. Heinrich ſelbſt war zwar nicht unthaͤtig: er ordnete im Jahre 1004 längs der Elbe Mark grafen an, zog von Leizkau aus gegen den Polenfuͤrſten zu Fel­de, wobei ihm unter andern auch der Biſchof Guido Huͤlfe lei­ſtete; allein dieſe und aͤhnliche Unternehmungen waren bloße Streifzuͤge ohne Erfolg auf die Dauer. Boleslaus ward nur um fo kuͤhner. Im Jahre 1007 kam er ſogar bis in die Nähe von Brandenburg, zerſtoͤrte Zerbſt, drang bis vor Magdeburg, bis in den Gau Moraciani. Wohl moͤglich, daß ſchon bei dieſer Ge legenheit die Wenden in Brandenburg mit ihm Verbindungen anknuͤpften. Die Deutſchen drängten ihn freilich bald wieder zurück; allein auch Bernhard, der Sohn des früher abgeſetzten Dietrichs, der nach Abſetzung Werners(1009) Markgraf der Oſtmark geworden war, ſcheint eben nichts Erkleckliches zur groͤßern Sicherheit der kaiſerlichen Macht und des Bisthumes in dieſen Ländern gethan zu haben. Darum und weil wahr ſcheinlich der Biſchof Guido mit Bitten ihm anlag, ſah ſich Heinrich II. im Jahre 1010 veranlaßt das Bisthum zu Bran denburg in feinen beſondern ſelbſteigenen Schutz zu nehmen(2)

) So ſchreibt der neueſte Geſchichtſchreiber Boshmens Palacky den Na­men, und wir haben alle Urſache ihm, dem Slaven, darin zu folgen. ) Das Original dieſer Urkunde wird gleichfalls im Archive des hieſi­gen Doincapitels aufbewahrt. Abdruck bei Gercken(Stiftshiſtorie S. 339 f.) mit etlichen Druckfehlern. Merkwuͤrdig find darin fol gende Worte: dignum ducimus et salutiferum iudicamus eccle­sias dei sub nostro regimine positas ac praesertim eas, quae ab iniquis hominibus opprimuntur(damit meint er zuverlaͤſſig die Wenden), sub nostrae tuitionis munimine defendendas suscipere et earum paupertati(Natürlich hatte z. B. der Brandenburgiſche