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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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burgern nicht gelegen ſein; fie fuchten daher mit dem noch im­mer maͤchtigen Polenfuͤrſten Boleslaus Verbindungen anzuknuͤ­pfen und ihn zu bewegen, von neuem gegen den Kaiſer ſeine Waffen zu wenden. Wahrſcheinlich wollten ſie dann zu gleicher Zeit einen Aufſtand machen und, vereint mit ihm, das kaiſer­liche und biſchoͤfliche Joch abwerfen. Zu dem Ende ſchickten ſie zwei Brüder(i) an denſelben ab. Was dieſe bei ihm ausge­richtet, wiſſen wir nicht. Aber das iſt ſicher, daß Boleslaus ſich damals durch einen ſchnell unternommenen und ausgefuͤhr­ten Streich der Stadt Meißen zu bemaͤchtigen ſuchte(1010). Der Plan mißlang jedoch, und Heinrich ward dadurch veran laßt, nun ernſtlich den kuͤhnen Unternehmungen des Polen ein Ziel zu ſetzen. Er verſammelte um Oſtern des Jahres 1011 bei Bellegori(Belgern?(2)) ein Heer und rückte damit in die Lau ſitz. Als er nach Jarina(Gehren bei Luckau) gekommen war, wollten eben jene beiden Bruͤder nach ihrer Heimath zuruͤckkehren, und weil ſie die Naͤhe des feindlichen Heeres nicht vermuthen, fallen fie um mich der Worte des Gewaͤhrmannes dieſer Er­zaͤhlung zu bedienen offen in die Schlinge, welche ſie heimlich geſtellt hatten, d. h. ſie hatten die Abſicht gehabt, dem Kaiſer und ſeiner Armee Gefahr, wohl gar den Untergang zu bereiten, und nun ward ihnen Beides zu Theil. Sie werden nämlich gefan­gen, verhoͤrt, und da fie nichts geſtehen wollen, beide auf einem Hügel aufgeknuͤpft. Ob nun wohl Heinrich II., von einer ſchwe­ren Krankheit befallen, nicht mit rechtem Nachdruck gegen Bo leslaus verfahren konnte, ſo ſcheint in Brandenburg das kaiſer liche Anſehen ſich dennoch behauptet, ſogar das Chriſtenthum wieder Eingang gefunden zu haben. Es muß in dieſer Zeit die Petri- oder biſchöfliche Kirche wieder hergeſtellt worden ſein;

) Eine ganz grundloſe Vermuthung manche Hiſtoriker, z. B. Gercken A. 4. O. S. 47., haben ſie ſogar als nackte Behauptung aufgeſtellt iſt es, wenn man dieſe beiden Bruͤder zu Prinzen, zu Soͤhnen Bo­livit's u. ſ. w. macht. In der Quelle(Dithmar. Chron. VI. pag. 172.) heißen ſie ſchlechthin duo fratres ex provineia Hevellun et ex urbe Brandenburgensi.

?) Andere denken hier an Wittenberg. S. Neumann in den Beitraͤgen J. S. 143 ff. Die Form des Wortes ſpricht durchaus fuͤr Belgern.