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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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fie die Sachſen durch viele Kriegesftürme kennen gelernt und ſich ſolcher Kriege ſelten oder nie erfreut, aber das Land, was fie beſaßen, genüge ihnen; fie wären zufrieden, wenn fie die eige­nen Grenzen ſchirmen koͤnnten. Spaͤterhin(1075) waren an dererſeits einige der vornehmen Sachſen Willens, die Huͤlfe der Luitizier in Anſpruch zu nehmen, als ſie gegen ihren barbari ſchen und unverſoͤhnlichen Fuͤrſten(Heinrich IV.) die Waffen ergriffen(1). Hiernach kann und mag man die damaligen Ver­haͤltniſſe der Slaven beurtheilen: das Band, was fie an die Herrſchaft der Deutſchen feſſelte, konnte nur ein ſehr lockeres fein, war nahe daran ganz aufgeloͤſt zu werden. Die Branden­burger ſcheinen ſolches benutzt, und verſucht zu haben die Deus ſche Obergewalt ganz abzuwerfen; denn Udo 1I., damaliger Markgraf der Nordmark, dem ſie zu dieſer Zeit untergeordnet waren, hat Brandenburg 1080(2) von den Slaven erobert. Spaͤterhin(1100) muͤſſen ſie einen zweiten Verſuch gemacht haben; denn Udo war noch ein Mal gezwungen gegen ſie zu Felde zu ziehen. Er triumphirte ehrenvoll über fie und nahm ihre Stadt nach einer zweimonatlichen Belagerung(3). Ein Weiteres uber Brandenburgs damalige Lage erfahren wir nicht; doch laͤßt ſich vermuthen, daß es jetzt wieder die Reſidenz eines Slaviſchen Fuͤrſten(Knjuͤſen) Namens Brumito entweder ſchon war oder von nun an wurde(4); das Wie? iſt freilich nicht anzugeben, eben ſo wenig ob dieſer Brumito ein Abkoͤmmling von Bolivit geweſen ſei oder nicht.

Mittler Weile hatte ſich, ſeit Heinrich III., an der Unter elbe im diesſeitigen Lande der Slaven ein chriſtliches Reich ge bildet unter einem eingebornen Fuͤrſten: dieſer Fuͤrſt war Gott ſchalk, Herr der Obotriten. Er war im Auslande unter Chriſten erzogen worden, hatte die neue Lehre kennen und ſchaͤtzen ler nen, und bald fing er an, dieſelbe im eigenen Lande einzufuͤh

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S. v. Raumer 4. 4. O. S. 114. Nr. 619. ) S. v. Raumer 4. a. O. S. 115. Nr. 632. 38

v

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v. Raumer's Reg. S. 120. Nr. 667. Vgl. die Grabinſchriften in der Marienkirche bei Sabin. de Hugon. mareh. S. VII.(T. I. pag. 201. ed. Krause.), von welchem nach­her ein Mehreres.

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