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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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Nachbarfürften, Albrecht dem Bären, dem damaligen Markgra­fen der Lauſitz(ſeit 1123) und Herrn der diesſeit der Elbe be legenen Anhaltiniſchen Laͤnder und des darangrenzenden Theiles vom nachherigen Kurkreiſe getreten war und denſelben mehr für feinen Genoſſen, mehr für feinen Mitfuͤrſten hielt als fuͤr ſeinen Vorgeſetzten.;

Pribislaus hatte zur Gemahlinn die Petruſſa, wie man ſagt, eine Norwegiſche Prinzeſſinn, von ihr aber keine Kinder. Beide Ehegatten waren heimlich dem Chriſtenthume zugethan, und weil fie ſchon ziemlich im Alter vorgeruͤckt waren und wuüͤnſchen mochten, ſich des Himmels zu verſichern, dies aber nicht beſſer thun zu koͤnnen glaubten als durch Verbreitung der chriſtlichen Kirche: ſo beſchloſſen ſie, ihre Herrſchaft, wenn ſie ſtůrben, nicht einem ihrer heidniſchen Verwandten, ſondern einem ihnen befreundeten chriſtlich en Fuͤrſten zuzuwenden, von welchem ſie hoffen konnten, daß er Sorge tragen würde für das Emporkom­men der neuen Religion. Ihr Nachbarfuͤrſt, Albrecht von As kanien, mochte ihnen mit Freundlichkeit zuvorgekommen ſein, ſich ihre Liebe, ihr Vertrauen erworben haben: ihm alſo, oder zu noch groͤßerer Sicherheit ſeinen Nachkommen, dachten ſie die Erbſchaft zu. Als nun Albrechten im Jahre 1127 der aͤlteſte Sohn Otto geboren wurde, und der Askanier dem Brandenbur giſchen Knjaͤſen die Ehre anthat, ihn, obwohl einen Heiden, zum Zeugen bei der Taufe zu erwaͤhlen, da glaubte Pribislaus, dieſe Artigkeit nicht ſchicklicher vergelten zu koͤnnen, als wenn er dem Neugebornen zum Pathengeſchenke einen Theil ſeiner Beſitzungen, die Zauche verlieh(), jenen Landesſtrich auf der linken Seite der Havel, welcher an Albrechts Beſitzungen diesſeit der Elbe ſtieß; welcher nördlich von der Havel, weſtlich vom Gau Mo­

) Man hat ſich, bis in die neueſte Zeit herab, alle erſinnliche Mühe gegeben, dieſen Vorgang als Erdichtung hinzuſtellen. Loͤbell, Riedel und v. Raumer haben das Verdienſt, das Factum gegen fernere Zweifel geſichert zu haben. S. v. Raumer' Reg. S. 158. Nr. 901. Ein aͤhnliches Beiſpiel von der ehemaligen Sitte der Fuͤrſten, Län der als Pathengeſchenke zu geben, ſ. bei Palachy; Geſchichte von Böhmen. I. S. 358.

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