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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
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»geoͤffnet worden, in deren einem ſo große Gebeine gefun­»den worden ſind, daß die Schienbeine derſelben bis zur Hüfte eines Menſchen von mittelmäßiger Statur gingen.« Ein fo rie­ſiges Geſchlecht bewohnte ehemals unſere Fluren! Aber ſo ſcho­nungslos iſt man ſpaͤter mit den ehrwürdigen Denkmaͤlern der Vorzeit umgegangen, daß man ſelbſt die Todten nicht hat ru­hen laſſen.

Jetzt als wirklicher Chriſt war der kinderloſe Pribislaus um ſo mehr bedacht, auch den ihm noch übrigen Theil feiner Herr ſchaft, im Fall ſeines Abſterbens, in chriſtliche Hände zu brinz gen. Zu dem Ende machte er mit Albrecht dem Baͤren, dem er ſo befreundet war, deſſen Sohn er aus der Taufe gehoben und mit der Zauche beſchenkt hatte, der bei ihm ſelbſt Taufzeuge ge­weſen war, einen foͤrmlichen Erbvertrag, vermoͤge deſſen er Al brechten adoptirte und mit Ubergehung feiner noch heidniſchen Anverwandten zum Erben Brandenburgs(der Stadt auf der Havelinſel) und des ganzen dazu gehoͤrigen Havellandes ein ſetzte(1). Freilich, da Albrecht nicht viel junger fein mochte als Pribislav, galt wohl auch dieſe Handlung mehr dem Sohne (Otto) als dem Vater. Auf den letztern lautete indeſſen der Vertrag. Der damalige Kaiſer Lothar(1125 1137) muß denſelben beſtaͤtigt und Albrechten noch im Jahre 1136 den Ti tel Markgraf von Brandenburg gegeben haben; denn als ſolcher kommt er bereits in einer Urkunde vom 15. Mai des gedachten Jahres(2) vor. Pribislav's Taufe und Erbvertrag iſt alſo in den Anfang dieſes Jahres zu ſetzen.

Obwohl jener Titel fuͤr Albrechten anfangs nur ein leerer war, fo knuͤpfte ſich doch bald an denſelben eine bedeutungs­volle Wichtigkeit. Veranlaſſung gaben die Verhaͤltniſſe des Kai­ſers zu Heinrich dem Stolzen, dem damaligen Herzoge von Sachſen und Baiern. Konrad III.(1137 1152) glaubte es nicht dulden zu dürfen, daß ein Deutſcher Fuͤrſt zwei Herzog­thuͤmer beſaße, und dies in einem oͤffentlichen Decrete ausſprechend, erklaͤrte er zugleich Heinrich den Stolzen des Herzogthums Sachſen

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1001.

Vgl. v. Raumer's Reg. S. 172. Nr. S 7, Nr. 899.

S. v. Raumer 4. 4. O. S. 5

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