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nicht hätte geſchehen koͤnnen, hätten dieſe Laͤnder nicht bereits der Deutſchen Herrſchaft gehorchet. So war denn das feindliche Gebiet entfernt genug, auch die Feſte Spandau dazwiſchen, daß nicht Brandenburg gegen fernere Überfälle geſichert geweſen waͤre. Spaͤterhin mußte es dies um fo mehr bleiben, als die nachfolgenden Markgrafen ihre Herrſchaft ſelbſt bis über die Oder er= weiterten. Dadurch ward es aber zugleich dem Kampfe der feindlichen Parteien entruͤckt: es ſpielt deshalb, obwohl es trotz der letzten Kataſtrophe nicht aufhört die Hauptſtadt der Mark zu ſein(2), von nun an nicht mehr jene hervorſtechende Rolle, wie in der vorhergehenden Periode, wo es ſo oft der Mittelpunkt des heißeſten Kampfes war. Dies iſt auch der Grund, warum ſich der gegenwärtige Abſchnitt merklich von dem frühern unters ſcheiden wird: nicht Kriegsgetuͤmmel, nicht Schlachten, nicht Empoͤrungen, nicht Erſtuͤrmungen von Feſten und Burgen wird er ſchildern, ſondern meiſt nur die ſtillen Einrichtungen des Frie— dens, die Einführung geregelter Verhaͤltniſſe in alle Theile des bürgerlichen Lebens. Er wird mithin wenig den Freund der Kriegsgeſchichte anſprechen, wohl aber den, der Wohlgefallen findet an dem ſtill waltenden Geiſte eines Volkes, das ſeine innern Angelegenheiten in ſtrenge und geſetzliche Ordnung zu bringen geſucht hat und dieſes geregelte Weſen auch auf diejenigen Theile ſeines Reiches uͤbertraͤgt, die neuerdings fein kraftvoller Arm ſich unterworfen hat. Bevor wir indeſſen fortfahren in unſerer hiſtoriſchen Darſtellung, wird es zur Verſtaͤndlichkeit des Ganzen nicht unpaſſend ſein, erſt einen Blick auf die damalige Topographie unſerer Stadt zu werfen.
Brandenburg beſteht zu Anfange dieſer Periode einzig und allein noch aus der bloßen Burg, weshalb der Hiſtoriker eben ſo richtig von einer Brandenburg als von einem Brandenburg (als Stadt) aus dieſer Zeit redet. Die von Natur ſo feſte Lage des Ortes, welcher ſeine Bewohner ſo ſicher barg und deshalb eben mit Recht eine Burg geheißen wurde, mochte jetzt noch immer faſt jede kuͤnſtliche Bewehrung überfluͤſſig machen;
) Vgl. Gercken a. 4. O. S. 395. in urbem Brandeburch, quae est caput totius Marchiae. Die Urkunde iſt vom Jahre 1197, 6