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Geschichte der Kur- und Hauptstadt Brandenburg von den frühesten bis auf die neuesten Zeiten : Mit Benutzung des Stadt- und Stiftsarchives und anderer gedruckter und ungedruckter Urkunden / Von M. W. Heffter, Königl. Professor und Prorector am Gymnasio zu Brandenburg ...
Entstehung
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57 81 ü. 8 Mit dieſen drei Ortern, mit der Brandenburg, dem Dorfe Parduin und dem Deutſchen Dorfe geht in dem gegenwaͤrtigen

Zeitabſchnitte eine merkwürdige Umwandlung vor. In Folge des Reaction zu bewirken und die Herr­u erhalten, glaubt der ſieg­

Milde gegen

Jazco'ſchen Verſuches, eine ſchaft der Wenden hier aufrecht z

reiche Albrecht nun nicht mehr mit Nachſicht und die Treubrüchigen verfahren zu dürfen: er legt es darauf an, das Slaventhum gaͤnzlich zu ver wiſchen. Zuerſt ſoll das Chriſten­thum allgemein den Goͤtzendienſt verdrängen: es werden Geiſt­liche ins Land gezogen, auf der Burg ein biſchoͤfliches Canoni­cat geſtiftet; allenthalben erheben ſich Kirchen und Kloͤſter zur Ehre Gottes und der Heiligen. Deutſche Coloniſten kommen ins Land aus Sachſen, den Niederlanden. Mit dem Germanen­thum bringen fie höhere Bildung. Die Wälder werden gelichtet, Sümpfe getrocknet, Acker geſchaffen. Man bauet Wege, Damme, Mühlen, Brücken; man legt Doͤrfer und Staͤdte an, die letztern mit künſtlichen Feſtungswerken, und es bilden ſich unter andern an der Stelle Parduins und des Deutſchen Dorfes zwei Staͤdte, die Alt- und Neuſtadt, welche von der nahen Brandenburg den Namen entlehnen, Ne aber bald durch ihre überwiegende e Groͤße in Schatten ſtellen und damit eines der merkwürdigen Beiſpiele abgeben, daß von Burgen die Gruͤndung von Staͤdten ausging, welche eigentlich und anfänglich nur Vorſtaͤdte(Vorburgen) waren. Es wandern ferner ein bürgerliche Gewerbe, Handwerke, Künfte, Aber auch Zucht, Regeln, Ordnungen, Gewohnheiten, Rechte, Geſetze, Einrichtungen, wie ſie der Ernſt des Deutſchen Volkes, beſonders der verſtaͤndige Sinn des Saäͤchſiſchen Stam­mes erdacht hatte, werden hierher verpflanzt und wurzeln na­mentlich in den beiden Staͤdten neben der Brandenburg feſt, von wo ſie dann auf andere Srter der Mark übergehen. Selbſt der Eingebornen weicht vor der Deutſchen, zieht verſchwindet zu­

die Sprache ſich anfangs in die wendiſchen Doͤrfer zurück, letzt auch da allmaͤhlich. So wird Alles anders: Religion, Ver­faſſung, Sitte, Mundart.

Das Erſte wohl, was Albrecht that, weil er es vor Allem thun mußte, war die Regulirung der Verhaͤltniſſe in der Burg. Zu dem Ende ordnete er nach aͤcht Deutſchem Herkommen einen