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Chriſtenthumes und des chriſtlich-kirchlichen Lebens in dieſen Gegenden erworben, welche zur Germaniſirung des Landes und zur Förderung höherer Cultur mitgewirkt, welche unſerm Brandenburg manchen aͤußern Vortheil, ſelbſt Glanz verliehen, welche bereits faſt 700 Jahre beſtanden hat und noch beſteht, wenn ſchon in abgeaͤnderter Geſtalt, d. h. in einer zeitgemaͤßern, bei welcher Preußens Regent Gelegenheit findet, verdienſtvolle Staatsmänner, Krieger, Geiſtliche, Pädagogen in höherem Alter zu belohnen; eine Anſtalt endlich, ohne welche die ſeit etwa 100 Jahren ins Leben getretene und in unſern Tagen wieder neu auf— gebluhte Ritterakademie ſchwerlich ihr Daſein erhalten haͤtte. Es verdient hiernach die Urkunde naͤher gekannt zu werden, durch welche dieſe Gründung geſchehen(), und wir ſtehen nicht an, ſie hier ebenfalls in treuer Übertragung mitzutheilen. Sie lautet alſo: »Im Namen der heiligen und untheilbaren Dreifaltigkeit. „»Ich Wilmar, von Gottes Gnaden Biſchof des Brandenbur„»giſchen Sprengels, habe, im Hinblick auf den ewigen Lohn „dem Gottesdienſte in der Hauptſtadt(2) meines Spren— »gels, nämlich in Brandenburg, meine Aufmerkſamkeit zuwen—»dend, auf den Rath des ehrwuͤrdigen Erzbiſchofes in Mag— »deburg Wichmann, ingleichen ſeiner allgemeinen Verſammlung »des Capitels ſeiner Kathedralkirche, ferner auch auf den Rath »der ganzen Brandenburgiſchen Geiſtlichkeit beſchloſſen, die „Ehre Gottes zu erneuern und zu erhoͤhen. Die vorerwaͤhnte „Stadt naͤmlich iſt faſt bis auf unſere Zeiten von den Heiden »in Beſitz gehalten und durch die Anbetung von Goͤtzen beſu— » delt worden; aber unter dem Beiſtande Gottes und durch „das kraͤftige Zuſammenwirken der Chriſten iſt fie mit großem „Blutvergießen von Edeln und auch von Andern(*) wieder »in den Beſitz der Chriſten gekommen. In Folge der vorer— „waͤhnten gemeinſamen Berathung nun beſtelle ich in jener
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) Sie findet ſich abgedruckt bei Gercken Nr. VIII. S. 318 ff. Das Original im Archive des Domeapitels.
2) Es iſt hier unter Stadt nichts anderes als die Burg zu verſtehen.
) Die Worte nee non et aliorum fehlen hei Gercken.